Die Original Dürer-Holzbibel
Autor: Hamp/Stenzel/Kürzinger
Dürer-Holzbibel nennt sie der Verlag. Es handelt sich um eine katholische Hausbibel mit Holzdeckeln, in denen die weltbekannten „betenden Hände“ Dürers eingearbeitet sind. Die prächtige Ausgabe mit vielen größtenteils farbigen Reproduktionen von Dürers Gemälden und deren jeweiliger Erläuterung ist ein preiswertes Schmuckstück. Eingeleitet wird sie von einem Vorwort von Prof. Christoph Stölzel über Albrecht Dürer und seine Zeit. Dürer wurde, obwohl er in der Reformation auf Seiten Luthers stand, vom gegenreformatorischen Konzil von Trient für den Katholizismus reklamiert. Auffällig ist der Abdruck eines Textes vom II. Vatikanischen Konzil „Über die göttliche Offenbarung“. Darin wird sehr deutlich die Haltung der Katholischen Kirche zur Bibel angesprochen: „Die Aufgabe aber, das Wort Gottes … verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut.“ (S. 9) Der Konzilstext macht deutlich, dass die Bibel nicht die einzige Autorität der Katholischen Kirche ist. „Es zeigt sich also, dass die heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt verknüpft und vereinigt sind, dass keines ohne die anderen besteht …“ (S. 9 kursiv vom Rez.) Die Übersetzung von Hamp/Stenzel/Kürzinger ist solide und kaum zu beanstanden. An einigen Stellen des NT verwenden die Übersetzer den ausführlicheren Textus Receptus, setzen diesen aber in eckige Klammern, so z.B. beim Comma Johanneum (1Jo 5,7-8) und bei Lk 1,28: „[, du bist gebenedeit unter den Frauen]“, was ja auch im sogenannten „Ave Maria“ vorkommt. Nicht benutzt wird der Textus Receptus aber z.B. in Jo 6,69 oder 1Tim 3,16. Das Problematische an katholischen Bibelausgaben ist die Einfügung der apokryphen Texte in den Kanon, ohne diese als solche zu kennzeichnen. Typisch katholische Lehren erscheinen ansonsten in den Anmerkungen und den Einleitungen zu biblischen Büchern. So wird Jakobus, der „Bruder des Herrn“, mit dem Alphäussohn „Jakobus dem jüngeren“ gleichgesetzt, weil Jesus eben keine Geschwister gehabt haben konnte, wenn Maria ewig Jungfrau geblieben wäre. Und wo die „Brüder des Herrn“ im Text ausdrücklich genannt werden, macht man sie in der Anmerkung zu nahen Verwandten, zum Beispiel 1Kor 9,5; Mt 1,26; Mk 3,31. Bei Daniel wird behauptet, dass er sich durch Gebet und Fasten auf den Offenbarungsempfang vorbereitet hätte und dass er auch in der Lage gewesen wäre, diesen selbst herbeizuführen, (S. 996) was deutlich an katholische Mystik erinnert. Ansonsten sind die Einleitungen vorsichtig formuliert und im Wesentlichen konservativ. Notfalls beruft man sich auf die päpstliche Bibelkommission, die sich z.B. am 29.06.1908 dafür ausgesprochen habe, dass die Gründe für die Annahme eines zweiten Jesaja nicht ausreichend seien. Ob den in den folgenden Jahrzehnten „vorgebrachten Beweisgründen eine größere Überzeugungskraft innewohnt, kann hier nicht entschieden werden.“ (S. 816) Den Schluss bilden alt- und neutestamentliche Register (wobei apokryphe Texte wieder als Bibeltexte gelten), eine Zeittafel, Sacherläuterungen und einige schwarz/weiß-Karten.
Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium