Buch-Rezension: Die Offenbarung des Johannes Teil 1: Kapitel 1-11 - Historisch Theologische Auslegung

Die Offenbarung des Johannes Teil 1: Kapitel 1-11

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Auslegungen zur Offenbarung gibt es wie Sand am Meer. Wozu dann jetzt noch eine neue Auslegung? Wissenschaftliche Auslegungen zur Offenbarung, die davon ausgehen, dass die Bücher des Neuen Testamentes „vertrauenswürdig“ und von „Menschen niedergeschriebenes Gotteswort“ sind, sind auf dem deutschen Büchermarkt kaum zu finden.

Gerhard Maier ist bekannt durch seine Auslegungen zum Alten Testament (Wuppertaler Studienbibel) und zum Neuen Testament (Edition C Bibelkommentar). Zur Offenbarung hat er bereits eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung „Die Johannesoffenbarung und die Kirche“ 1981 veröffentlicht. Aus diesem Werk erscheinen viele Gedanken in dem vorliegenden Kommentar.

Als erstes behandelt Maier die Einleitungsfragen zur Offenbarung. Dabei werden die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse bis heute berücksichtigt. Er nimmt zu einigen strittigen Fragen (z.B. Verfasserschaft) Stellung und liefert gute Argumente, um seine Sichtweise zu begründen. Sehr positiv zu erwähnen ist, dass er nicht nur die kritisch-liberale Exegese als Grundlage nimmt, sondern genauso die prophetisch-heilsgeschichtliche Auffassung benutzt. So wird sogar J.N. Darby mit der Thematik des Prä- oder Postmillenialismus (S.75) erwähnt. Die Thematik „Zur Geschichte der Auslegung der Apokalypse“ wird in der Einleitung am umfangreichsten abgehandelt. Hier kommen v.a. Themen wie die zwei Zeugen, der Antichrist und das Millennium in ihrer wirkungsgeschichtlichen Betrachtung vor.

Auf eine Gliederung der Offenbarung verzichtet Meier, bis er den 2. Band abgeschlossen hat.

In der Einleitung (S.13-76) und dem anschließendem Kommentar (S.77-506) ist der zentrale Punkt der Auslegung immer der Herr Jesus Christus. Der Kommentar ist folgendermaßen aufgebaut: 1. Übersetzung, 2. Struktur, 3. Einzelexegese und 4. Zusammenfassung. Außerdem bietet er einige Exkurse; 1. Asien, 2. Einige abschließende Beobachtungen zu den Sendschreiben insgesamt, 3. Zu den „Wesen“, den „Cherubin“ und den „Serafim“ und 4. Deutung von Offb 11 in der Kirchengeschichte.

Eine Vorliebe hat er für J.A. Bengel, der immer wieder in seinem Kommentar erwähnt wird. In dem Kommentar wird eine umfangreiche Exegese geboten, sodass zum Teil einzelne Wörter und Satzeile genau betrachtet werden. Trotzdem wird das Ganze des Textes nicht aus dem Auge verloren.

Seine Exegese zu den Sendschreiben, den 144.000, den 2 Zeugen und einigen anderen Themen entspricht nicht immer der bevorzugten Gemeindelehre, ist jedoch sehr gut vom Ausleger begründet. So kann dieser Kommentar an manchen Stellen eine Herausforderung sein, liebgewordene Auslegungen neu zu überdenken.

Als Anhang besitzt der Kommentar sehr hilfreiche Verzeichnisse zur: Literatur, Autoren und Stichworten.

Der Kommentar ist jedoch nicht immer leicht zu lesen, da Maier sprachlich einiges voraussetzt. So werden englische und lateinische Zitate nicht übersetzt und auch griechische und hebräische Begriffe nicht immer. Außerdem ist es hilfreich, vorher einen ersten Überblick über die Offenbarung und die Geschichte der theologischen Wissenschaft zu besitzen, damit man im wirkungsgeschichtlichen Schnelldurchlauf nicht den Überblick verliert.

Somit richtet sich das Buch primär an theologisch vorgebildete Leser. Insgesamt ist es eine wichtige Ergänzung für alle, die das Neue Testament als „vertrauenswürdig“ ansehen und etwas tiefer in die Offenbarung einsteigen möchten.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Matthias Mack
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2014
  ISBN: 978-3-417-29727-0
  Seiten: 544
 €    Preis: 39,90 Euro

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