Die Geschichte Israels
Autor: Eugene H. Merrill
Helmuth Pehlke, Dozent und Fachbereichsleiter für Altes Testament an der FTA in Gießen, legt mit diesem Band eine Übersetzung und Bearbeitung der 1987 unter dem Titel ´Kingdom of Priests´ erschienen Geschichte Israels von Eugene H. Merrill (Professor für Altes Testament am Dallas Theological Seminary / USA) vor. Mit dieser ersten deutschsprachigen, bibeltreuen Geschichte Israels seit vielen Jahren schließt sich endlich eine lange bestehende Lücke. Das besondere Verdienst des Herausgebers ist es, dem Buch ein gegenüber seinem englischen Original überarbeitetes und erweitertes erstes Kapitel beizugeben. Hierin werden sachliche, theologische und historische Fragen zur Abfassung einer Geschichte Israels diskutiert, womit eine hermeneutische Grundlage für alle späteren Ausführungen gelegt wird. Das Zusammengehen von Theologie und Geschichte, von Geschichte und Heilsgeschichte in der Geschichtsschreibung der Bibel, und die sich daraus ergebenden Konsequenzen werden behandelt. Wenn die Darstellung von Geschichte im Alten Testament mit einer theologischen Botschaft verknüpft ist, muss diese bei einer sachgemäßen Geschichtsdarstellung beachtet werden. Der literarische, theologische und historiographische Charakter der biblischen Geschichtsschreibung wird erklärt, allerdings werden weitergehende Fragestellungen, beispielsweise die Frage des Kanons, hier nur gestreift. Der Ausgangspunkt für die in diesem Werk gebotene umfassende Darstellung der Geschichtsereignisse von den Urvätern bis zur Zeit der Wiederherstellung nach dem Exil ist der Geschichtsbericht des Alten Testaments. Während die historisch-kritische Wissenschaft das Alte Testament als Geschichtsquelle eher gering achtete (insbesondere in der Darstellung der Urvätergeschichte, der Landnahme, der Staatswerdung unter Saul und David etc.), wird der biblische Text hier als inspiriertes Wort Gottes, als vertrauenswürdig und gerade auch in Bezug auf historische Informationen als zuverlässig anerkannt. Dies hat zur Folge, dass sich der Verfasser nicht über den Text stellt und damit anerkennt, dass vermeintliche historische Probleme ihren Ursprung nicht in den Quellen, sondern möglicherweise auch bei dem Historiker haben könnten, der diese Quellen interpretiert. Der Umgang mit den Zahlenangaben der Bibel, sie werden durchweg ernstgenommen, macht beispielhaft diese Haltung des Verfassers deutlich. Das vorliegende Buch ist nun aber keine bloße Nacherzählung der in der Bibel berichteten Ereignisse, sondern fundierte wissenschaftliche Arbeit. Neben dem biblischen Text werden außerbiblische literarische und archäologische Quellen sorgfältig erhoben und nutzbar gemacht. Dies besonders auch, um historische, soziale, ökonomische und religiöse Hintergründe der berichteten Ereignisse zu beleuchten. H. Pehlkes wichtiger Beitrag ist, dass auch die deutschsprachige und neuere wissenschaftliche Literatur Beachtung findet. Hilfreich für den Leser sind zum einen die Bibliographie, die auch die deutschsprachige Literatur berücksichtigt, sodann chronologische Tabellen und ein Bibelstellen- und Stichwortregister. Leider ist anzumerken, dass die Übersetzung, insbesondere in den ersten Kapiteln, an einigen Stellen stilistisch nicht immer geglückt ist und Anglizismen des öfteren den Lesefluss hemmen. Es wird ein wichtiges und insgesamt gelungenes Buch vorgelegt, ein handliches Lesebuch zur Geschichte Israels, zugleich aber auch ein fundiertes Fachbuch. Man kann diesem Buch nur eine große Leserschaft wünschen. Wer sich mit der Geschichte Israels beschäftigt, kann an diesem Buch nicht vorbeigehen und wird es mit großem Gewinn lesen.
Die Rezension/Kritik stammt von: Jens Pracht
Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte