Die gefangene Braut
Autor: Gilbert Morris
"Eine historische Erzählung voller Spannung, Dramatik und Gottvertrauen" - so lautet der Klappentext. Was mich jedoch beim Lesen dieses Buches beunruhigte, ist die Darstellung von spannender Erzählung im Rahmen historischer Ereignisse (z.B. die Verhaftung John Bunyans und die Verfolgung der Puritaner), wobei allerdings Bunyan und seinen puritanischen Glaubensbrüdern eine derart oberflächlich-tolerante Haltung in Fragen Liebe und Sexualität unterstellt werden, dass jeder, der die Schriften und das Leben der Puritaner kennt, empört ist. Dem unkritischen Leser wird hier eine völlig falsche Vorstellung von den Moralauffassungen der Puritaner vermittelt. Dazu kommt noch, dass diesen Puritanern charismatische Praktiken (Heilungen, Zungenreden usw.) unterschoben werden, die nun wirklich nicht historisch nachweisbar sind. Sollten Bücher wie dieses weite Verbreitung unter den Evangelikalen finden, braucht man sieh nicht zu wundern, wenn Fünfzehnjährige ohne Gewissensnöte Zärtlichkeiten austauschen und Erwachsene, "gottvertrauende" Christen, die weder verlobt noch verheiratet sind, sich intensiv küssen und diese Praxis mit "brüderlichem Kuß" bagatellisieren. So halte ich dieses Buch für einen sicher gut gemeinten, aber verhängnisvollen Versuch eines begabten Autors, kirchengeschichtlich sehr interessante und wichtige Zeiten und Ereignisse erzählerisch darzustellen. Da lese man lieber Romane von Dreisbach oder Hübner, die sich auf jeden Fall nicht darin schuldig machen, die laschen und leichtsinnigen Moralauffassungen unserer Zeit vergangenen Generationen anzudichten.
Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Bühne
Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte
Jahr: 2002
ISBN: 978-3861225812
Seiten: 288
€ Preis: 12,90 Euro