Buch-Rezension: Der ungeteilte Jesaja - Neues Licht auf eine alte Streitfrage

Der ungeteilte Jesaja

Autor:

Eddy Lanz, seit 1999 als theologischer Lehrer in Pakistan tätig, promovierte im Jahr 2002 mit der vorliegenden Arbeit bei Prof. Samuel Külling. Der Brockhaus-Verlag Wuppertal und der Brunnen-Verlag Gießen haben eine offenbar überarbeitete Fassung der Dissertation jetzt unter neuem Titel in ihrer Reihe Bibelwissenschftliche Monographien als Band 13 herausgebracht.

Lanz befasst sich mit Struktur und Aufbau des Jesajabuches und untersucht in diesem Zusammenhang besonders die Kapitel 36-39, die oft nur als historischer Einschub verstanden werden. Er zeigt ihre Bedeutung für die Komposition des ganzen Buches.

Im ersten Kapitel zeigt der Verfasser, wie es zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches überhaupt kam und welche Rolle die genannten Kapitel dabei spielten.

Im zweiten macht er deutlich wie in der neueren Forschung die Endgestalt des Jesaja immer größere Bedeutung gewinnt. Freilich geschieht das oft auf Kosten der Geschichte, die doch für die Wahrheit und Bedeutung von Aussagen konstitutiv ist (S. 93). Lanz meint: „Die redaktionsgeschichtlichen Urteile über die Vorgeschichte des Textes richten sich nach der Vorstellungskraft des jeweiligen Forschers“ (S. 93). Trotzdem wurde Jes. 36-39 als Brückentext verstanden, der „strukturmäßig treffend positioniert, durch Berührungspunkte nach vorn und hinten im Buch ganzen verankert ist“ (S. 101).

In Kapitel drei stellt Lanz die Prioritätenfrage zwischen Jes. 36-39 und 2. Kö. 18, 13-20,19. Er listet 153 Unterschiede vom MT des Jesaja zu dem von Könige auf und liefert eindruckvolle Argumente für die Priorität des Jesajatextes. Jesaja war ja Augenzeuge der geschilderten Ereignisse, und der Verfasser der Königsbücher verweist selbst auf Quellen der Geschichte der Könige von Israel und Juda. Damit wird deutlich, dass schon er Jesaja als Prophet erkannte. Der Königstext wäre damit auch das erste schriftliche Zeugnis für die Existenz von Jes. 36-39 und vielleicht sogar des ganzen Jesajabuches.

Kapitel vier analysiert die Funktion von Jes. 36-39 für die Komposition des gesamten Jesaja.

So liefert Lanz in seiner Arbeit eindrucksvolle Argumente für einen „ungeteilten“ Jesaja. Ein 55-seitiges Literaturverzeichnis und ein Autorenregister beschließen die bemerkenswerte Arbeit.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2004
  ISBN: 3-417-29487-8
  Seiten: 308
 €    Preis: 19,90 Euro