Buch-Rezension: Der toxische Kampf gegen Männlichkeit - Wie das Christentum die Geschlechter versöhnt

Der toxische Kampf gegen Männlichkeit

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Die US-amerikanische Apologetin hat 2023 ein Buch zur Verteidigung christlicher Männlichkeit vorgelegt, das mit gutem Grund jetzt auch in deutscher Sprache vorliegt. Anlass waren die Angriffe auf das christliche Zeugnis vom Mannsein und Frausein, die darin gipfelten, dass das biblisch-christliche Verständnis von der Verantwortung des Mannes die Ursache für alles sei, was mit dem Begriff „toxische Männlichkeit“ verbunden wird. Dazu gehören etwa eine hohe Affinität zur Lösung von Problemen mit Gewalt, eine sexistische Sicht auf Frauen als Objekte sexueller Befriedigung, eine geringe moralische Stabilität und ein Mangel an Wärme und Einfühlung in andere. Die Ablehnung der Berufung von Frauen zum Leitungsdienst in der christlichen Gemeinde wäre dann Frauenfeindlichkeit, genauso wie es die Verweigerung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen bis vor 100 Jahren gewesen sei. Dem gegenüber stünde in der gesellschaftlichen Wahrnehmung die moralisch stabile Frau, die einfühlsam ist und friedvoll.

Nancy Pearcey nimmt zu solchen Vorwürfen Stellung und zeigt mit einer Fülle von Material auf, dass die Tatsachen andere sind. Sie zeichnet dazu einerseits die Rolle von Frauen und Männern in der amerikanischen Geschichte nach und beweist, dass die prägenden biblischen Werte zu einer hohen Achtung von Frauen führten. Beim Wahlrecht war es z.B. so, dass die meisten Frauen darauf verzichteten, weil sie es für die Aufgabe der Männer hielten, auch sie in politischen Dingen zu vertreten. Sie meinten auch überwiegend, dass diese Vertretung ausreichend gut wahrgenommen wurde. Das Buch zeigt auf, wie im Laufe der Geschichte viel mehr die Zurückdrängung christlicher Werte zu dem führte, was toxische Männlichkeit genannt wird. Es ist nicht das biblische Christentum, das frauenverachtend ist, allerdings trägt sehr wohl ein degeneriertes und verdrehtes Christentum dazu bei.

Als sich beispielsweise christliches Denken mit dem Darwinismus verband, kam die Idee heraus, dass Männer bzw. Männlichkeit eine höhere Entwicklungsstufe darstelle, der Frauen zu dienen hätten. Etwas ähnliches hatte es schon früher in der weithin frauenfeindlichen griechischen Philosophie und im Judentum gegeben. Auch in der römischen-katholischen Theologie hatte es aufgrund dessen Diskussionen darüber gegeben, ob Frauen eine Seele haben. Das alles steht allerdings im Gegensatz zur biblischen Botschaft: Frauen haben die gleiche Würde; Unterschiedlichkeit ist von Gott von Anfang an als Ergänzung gedacht; dem körperlich schwächeren Geschlecht sollen Männer mit Achtung begegnen.

Nancy Pearcey zitiert außer geschichtlichen Quellen auch viele sozialwissenschaftliche Studien aus den USA, die – anders als in Deutschland – auch oft die Rolle des evangelikalen Christentums im Blick haben. Dabei zeigt sich, dass insbesondere dort, wo der Glaube an Lebendigkeit verliert und ein evangelikales „Namenschristentum“ entstanden ist, die Moral der Männer negativ davon beeinflusst wurde. Pearcey weist wiederholt auf diese Entwicklung in den USA hin, die vielfach das Bild von Christen in der Öffentlichkeit entstellt. Ein biblisches Christentum allerdings erweist sich aber immer noch als die beste Grundlage für ein gesundes und versöhntes Miteinander von Männern und Frauen ohne Geschlechterkampf.

Auch wenn das Buch ganz aus einer amerikanischen Perspektive verfasst wurde, bietet es sehr viel hilfreiches Material und gute Argumente für den deutschen Leser. Es ist allerdings – außer natürlich bei den biblischen Argumenten – eine gewisse Übertragung notwendig, z.B. weil das Phänomen des „Namenschristentums“ in Europa schon immer das Bild des Christlichen geprägt hat. Das Buch zeigt aber eine wichtige Aufgabe an: Konservative Christen sollten nicht nur das spätmoderne Verständnis der Geschlechter kritisieren, sondern sich auf die eigenen Werte besinnen und diese werbend mit guten Argumenten öffentlich vertreten. Dazu ist das Buch eine gute Hilfe. Es geht aber – besonders im 1. und 3. Teil – weit darüber hinaus. Es finden sich nämlich auch wertvolle Darlegungen, die Seelsorgern in der Beratung von Ehepaaren und Familien helfen können. Das liegt auch daran, dass Nancy Pearcey persönlich ihre eigenen Erfahrungen mit einem Vater beschreibt, der in der Öffentlichkeit als vorbildlicher christlicher Mann erschien, während er zuhause seine Familie tyrannisierte. Sie mahnt Gemeinden heute, sich besonders der jungen Männer anzunehmen, die sie als sehr gefährdet ansieht.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Ehe, Familie, Beziehung, Liebe

  Verlag: Betanien
  Jahr: 2024
  ISBN: 978-3-945716-81-6
  Seiten: 492
 €    Preis: 21,90 Euro