Buch-Rezension: Der Ring und sein Geheimnis

Der Ring und sein Geheimnis

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"Wir haben es genossen." So charakterisieren die beiden amerikanischen Autoren ihre Arbeit, aus J.R.R. Tolkiens ´Der Herr der Ringe´, einem epischen Fantasieroman in drei Teilen von insgesamt 1344 Seiten, Ideen zu gewinnen, die sich evangelistisch nutzbar machen ließen. (S. 112). Sie sind sich der Problematik ihres Unterfangens durchaus bewusst und schreiben schon in der Einleitung: "In der Tat zögern viele Christen, ein schöpferisches Werk anzuerkennen, das mythische Figuren, magische Ringe und übernatürliche Dinge zum Thema hat. Das ist bedauerlich, da die transzendenten Wahrheiten christlichen Glaubens nur so aus dieser Geschichte hervorsprudeln ..." (S.8). Die Verfasser wollen mit Hilfe von Tolkien "geistige Hintertüren öffnen, wenn die Vordertür geschlossen ist" (S.8). Ziel ist, Tolkien-Fans auf den einzigen Retter Jesus Christus aufmerksam zu machen.

Dieses hehre Ziel hat wohl auch den Verlag der Christlichen Literatur-Verbreitung bewogen, seine Bedenken bei diesem Experiment fallen zu lassen. Pünktlich zum Kinostart im Dezember 2001 soll das Taschenbuch derzeitige und künftige Film-Besucher mit der Bibel vertraut machen. Es ist damit zu rechnen, dass die Filme zu den meistgesehenen in der Kinogeschichte werden, denn sie sind offenbar intelligent und gut gemacht und das Buch gehört sowieso zu den meistgelesenen Büchern des 20. Jahrhunderts (Teil 2 und 3 des Films folgen in den Jahren 2002 und 2003). Wolfgang Bühne hat die Übersetzung aus dem Amerikanischen mit einem zusätzlichen evangelistischen Nachwort versehen, dem er ein Bekenntnis aus Tolkiens Briefen beifügt: "Gemäß meiner Absicht sollte ´Der Herr der Ringe´ ... mit christlichen Gedanken und Überzeugungen übereinstimmen ...".

In 21 Reflexionen greifen die Autoren jeweils eine Szene heraus. Sie beginnen mit einem Zitat, schildern dann die Szene oder ein Thema des Abenteuers, die eine Wahrheit für unser heutiges Leben aufzeigt, und nehmen von der Bibel her dazu Stellung, wobei sie das Evangelium klar darstellen. Jede Reflexion wird am Schluss mit ein oder zwei Sätzen zum Nachdenken zusammengefasst.

Im Epilog nimmt Jim Ware auch Stellung zur Fantasie des Menschen. Sie sei, wie es auch Tolkien sah, "eine natürliche menschliche Aktivität". Menschen sind nach dem Willen Gottes Schöpfer im kleinen Sinn, eine Art "Unterschöpfer". Jedenfalls wollten die Verfasser zeigen, dass die Geschichten des katholischen Christen Tolkien und die Wahrheiten der Bibel gar nicht so weit auseinander liegen. Der Verlag hält es für ein ideales Buch zur Weitergabe an Leser des Tolkienschen Bestsellers oder Kinogänger, die (noch) keine Christen sind. In dieser Hinsicht auch schon einige Erfolge nachweisbar.

Trotzdem bleibt die bange Frage, ob es gut ist, so zu arbeiten und blindlings darauf zu hoffen, dass Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreibt. Immerhin ist Tolkien der Auslöser der Fantasy-Welle geworden, die uns zuletzt die Harry-Potter-Bücher in die Regale der Buchläden geschwemmt hat. Zugegebenermaßen steht das Niveau des Herrn der Ringe weit über dem der Potter-Bücher, aber sie wären ohne ihn kaum denkbar.

Dem äußerlich ansprechend gestalteten Taschenbuch ist trotzdem zu wünschen, dass es bei Tolkien-Fans tatsächlich Eingang findet und Menschen zu Christus führt und nicht Christen zur Fantasy-Literatur à la "Potter" oder schlimmer.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: CLV Christliche Literatur-Verbreitung
  Jahr: 2001
  ISBN: 3-89397-474-1
  Seiten: 127
 €    Preis: 2,50 Euro