Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher
Autor: Dr. Fritz Röcker
Die in der Reihe „Historisch-Theologische Auslegung“ (HTA) bisher erschienenen Kommentare zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Bibel als Wort Gottes ernst nehmen und sich dem heilsgeschichtlichen Auslegungsgrundsatz verpflichtet fühlen. Die Autoren bekennen sich zwar in der Regel nicht zur Irrtumslosigkeit der Bibel, vertreten aber ein Schriftverständnis, das mit der Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz in Einklang steht. Daher kann man die HTA durchaus als wissenschaftliche Kommentarreihe aus evangelikaler Feder bezeichnen. Bei aller Wissenschaftlichkeit sind die einzelnen Bände jedoch keineswegs abgehoben, sondern allgemein verständlich gehalten; es wird durchgehend mit dem biblischen Grundtext gearbeitet, aber alle griechischen und hebräischen Wörter werden in Umschrift und deutscher Übersetzung angegeben, sodass auch der des Griechischen oder Hebräischen nicht kundige Leser die Bände gewinnbringend studieren kann. Fritz W. Röcker hat evangelische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (Riehen) und an der Universität Tübingen studiert. Er promovierte bei Rainer Riesner an der Universität Dortmund und arbeitet heute als Pfarrer der Württembergischen Landeskirche. Bevor der Verfasser zur eigentlichen Auslegung übergeht, gibt er auf den ersten 25 Seiten seines Kommentars Hinweise zur Geschichte der Stadt Thessalonich sowie zur Gründung der Gemeinde und stellt den Forschungsstand zu Fragen des Abfassungsortes, der Abfassungszeit und des Autors dar. Dabei bekennt er sich klar zur paulinischen Autorschaft, die in der Theologie konfessionsübergreifend nahezu einhellig vertreten wird. Die auf Seite 27 beginnende Auslegung ist in neun große Sinn-Abschnitte unterteilt, die alle nach demselben Muster gegliedert sind: In der Einzelexegese, die natürlich den größten Raum einnimmt, geht der Verfasser auch auf schwierige textkritische Fragen ein. In 1 Thess 2,7 etwa ist umstritten, ob im Urtext epios (sanft) oder nepios (unmündig) stand. Röcker entscheidet sich gegen die Version nepios, obwohl diese in der aktuellen Ausgabe des Novum Testamentum Graece enthalten ist, und plädiert mit soliden Argumenten für epios (S. 97ff.), das bis zur 25. Auflage des Novum Testamentum Graece im Text stand. Auch die schwierige Frage, wie der Begriff skeuos in Kap. 4,4 zu übersetzen und auszulegen ist, erörtert Röcker ausführlich (S. 195ff.). Das Wort kann sich auf den eigenen Körper beziehen, kann aber auch metaphorisch auf die Ehefrau gedeutet werden. Nach Darlegung der Argumente entscheidet sich Röcker für den Bezug auf den eigenen Körper. Ausführlich beleuchtet Röcker die Frage nach der Ursache der Trauer der Christen in Thessalonich, von der Kap. 4,13 spricht, und natürlich erörtert er auch die eschatologischen Fragen, die sich in diesem Abschnitt stellen, und geht – allerdings nur kurz – auf die Entrückungsthematik ein, ohne dabei die in der Christenheit umstrittenen Fragen zum Zeitpunkt der Entrückung zu diskutieren. Auf den Seiten 311ff. findet sich ein ausführliches Literaturverzeichnis, das sowohl die wichtigsten Kommentare zum ersten Thessalonicherbrief als auch hilfreiche Sekundärliteratur bietet.
Die Rezension/Kritik stammt von: Friedhelm Jung
Kategorie: Bibeln, Studienbibel, Bibelstudium
Jahr: 2021
ISBN: 978-3-417-29737-9
Seiten: 336
€ Preis: 44,99 Euro