Der Brief an die Hebräer
Autor: Michael Eaton
Michael Eaton ist ein angesehener Prediger und Bibelausleger, der viele Bücher geschrieben hat. Der Kommentar über den Hebräerbrief ist ein Anliegen des Autors, das er nach vielen Jahren verwirklicht hat. Dabei ist ihm sehr wichtig, dass der Kommentar zurück zum Wort geht und den Lesern hilft, auslegend zu predigen. Die Basis für die Auslegung ist der griechische und hebräische Grundtext. Im Deutschen wird deshalb eine wortgetreue Bibelübersetzung empfohlen, wie z.B. die Elberfelder Bibel. Das Besondere an dieser Kommentarreihe ist, dass der Autor die Gliederung nicht in großen Übersichten vornimmt, sondern in kleine Vers- und Sinneinheiten aufteilt, die im Inhaltsverzeichnis je eine Überschrift ihres Themas haben. Der Vorteil ist hierbei für den Leser, dass sich das Buch gut anwenden lässt zum Predigen. Denn das Anliegen des Autors ist es, dass die Bibel durchgehend gepredigt wird. Er legt Wert darauf, dass biblische Bücher durchgehend behandelt werden und nicht Themenpredigten gehalten werden. In jedem Abschnitt stellt der Autor erst kurze Einleitungsfragen, dann behandelt er das Thema des Abschnitts. Danach geht er auf einzelne Verse ein, die er auch oft untergliedert. Die Auslegung ist nicht vorrangig exegetisch, sondern eher thematisch-auslegend. Einzelne griechische Wörter werden erklärt. Diese griechischen Grundbedeutungen sind entscheidend für die Lehre. Viele Parallelstellen, besonders aus dem Alten Testament, werden gegeben, was den Text besser erklärt. Besonders fallen hier die seelsorgerlichen Anwendungen an den Leser persönlich auf, die durchgehend sind und den Hebräerbrief für den Leser lebendig und ansprechend werden lassen. Entscheidend für die theologische Position des Autors ist seine Meinung, dass der Hebräerbrief an Gläubige geschrieben ist. Dementsprechend legt er die schwierigen Stellen auch aus. Er vertritt die Position der Teilhaber, die von der Unverlierbarkeit des Heils und dem Lohn beim Preisgericht ausgeht. Im Brief geht es nicht um das Heil, sondern immer wieder betont der Autor ausdrücklich, dass es um Heiligung geht. Das Erbe der Gläubigen ist eines der Hauptthemen des Briefes. Schwierig sind folgende Auslegungen: Der Autor denkt, dass das Königtum Jesu jetzt schon da ist, dass er über die Erde herrscht und die Gemeinde mit ihm. Der Autor lässt keine eindeutige Meinung zum Tausendjährigen Reich erkennen. Manche Zitate aus dem Alten Testament reißt er aus dem Zusammenhang und missbraucht ihre Bedeutung. Der Autor macht keinen Unterschied zwischen Strafe und Züchtigung, er droht dem Leser permanent die Strafe Gottes an. Er überträgt manchmal Verheißungen des Alten Testaments auf uns Gläubige, die so nicht übertragbar sind, z.B. den Eid der Barmherzigkeit, den Gott jedem Gläubigen persönlich im Leben schwört und der das Erbe verspricht. Er ist der Meinung, dass die Gläubigen das neue Israel sind, obwohl er es nicht ausdrücklich sagt. Er wendet Verheißungen, die dem Volk Israel gegeben werden, auf die Gemeinde an. Er spricht von einem Höhepunkt, den der neue Bund hier auf der Erde erreichen wird, wo es keine Namenschristen mehr geben wird. Insgesamt macht seine Auslegung den Eindruck, dass er die Verheißungen des Alten Testaments nicht heilsgeschichtlich einordnet, sondern sich die guten heraussucht und auf die Christen anwendet. Es scheint, dass dies manchmal ein wenig willkürlich geschieht. Auch merkt man dem Autor seinen charismatischen Standpunkt an, den er selbst in der Einleitung des Buches erwähnt. Das Anliegen des Autors, Bücher durchgehend zu predigen und dies anwenderfreundlich zu tun, ist gut und erstrebenswert. Die Einteilung des Hebräerbriefes ist nützlich, wenn man selbst predigen möchte. Zu empfehlen ist der Kommentar aber nur eingeschränkt. Wegen der vielen schwierigen Ansichten des Autors ist die Nutzung des Kommentars nur Menschen mit einer festen eigenen Meinung zu empfehlen, die eine gute Grundlage und Überzeugung haben.
Die Rezension/Kritik stammt von: Friederike Ohse
Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika