Den Himmel gibt´s echt
Autor: Todd Burpo, Lynn Vincent
Wenn man den Buchtitel zum ersten Male hört, kann es sein, dass man etwas ironisch sagt: „Na und?“ Der zweite Gedanke wird schon etwas ernster: Muss ein vierjähriger Junge uns diese biblische Wahrheit – dass es einen Himmel gibt – beibringen? Jesus hat zwar einmal großartige Dinge über die Kinder gesagt und sie uns gar als Vorbild hingestellt. Aber es ging dabei doch mehr um das Vertrauen als um das Wissen. Worum geht es in diesem Buch? Kurz gesagt um erstaunliche Dinge, die ein kranker Junge – sein Name ist Colton – während einer Operation gesehen hat. Das Kind erkrankte lebensgefährlich und musste operiert werden. Was er in dieser Zeit im „Himmel“ gesehen hat, erzählt er in den folgenden Wochen und Monaten nach seiner Gesundung. Wenn man das Buch liest, ist man zunächst nur verwundert. So fragt der Junge die Engel, die er „sieht“, ob sie ihm das Lied „We will, we will rock you“ vorsingen könnten. Aber das wollten sie nicht (S.11). Auf Seite 72 lesen wir, dass Colton bei Jesus auf dem Schoß gesessen habe! Eines Tages berichtet er seinen Eltern, dass sie ein ungeborenes Kind hatten. Diese sind völlig sprachlos, weil sie ihrem Sohn niemals von der Totgeburt seiner Schwester berichtet hatten (S.99ff). Was im Laufe des Buches auffällt, ist, dass der Vater immer neugieriger wird. Zunächst lässt er seinen Sohn erzählen, später stellt er bewusst Fragen, will mehr aus dem Jungen herauslocken (S. 79, 105, 108). Spätestens an dieser Stelle stellt der aufmerksame Bibelleser einen großen Unterschied zu Paulus fest, der ja nach 2Kor 12,1-4 in den Himmel versetzt wurde. Wie schildert er sein Erlebnis? Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass Paulus sehr skeptisch ist Leuten gegenüber, die angeblich himmlische Dinge gesehen haben wollen und warnt vor ihnen (Kol 2,18). Letztlich muss man sich aber fragen, was von der Heiligen Schrift her dazu zu sagen ist. Und da fällt dem kundigen Bibelleser doch gewiss die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus ein (Lk 16,19-31)! Beide Personen waren gestorben. Und sie kamen offensichtlich nicht sofort in den Himmel, sondern in den Hades und in „Abrahams Schoß“ (jüdischer Begriff für Paradies). Wenn man dann auf Seite 108 liest, dass die Neugier von Coltons Vater so weit geht, dass er wissen wollte, wie Gott aussieht, dann geht das doch entschieden zu weit! Spätestens an dieser Stelle sollte man sich fragen, ob hier nicht eine Grenze überschritten ist, nämlich die des zweiten Gebotes, etwas akzentuierter gesagt: des Bilderverbotes: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, ... von dem, was oben im Himmel, ... ist“ (2. Mose 20,4)! Was letzten Endes durch diese Bücher – es gibt ja noch andere, die ähnliche Berichte enthalten – erreicht wird, ist eine subtile Akzentverschiebung: mehr Schauen als Glauben. Selbst wenn wir die Aussagen der Schrift über die letzten Dinge nicht alle auf einen Nenner bringen können, wird man doch sagen müssen, dass man das Buch aus den oben genannten Gründen skeptisch betrachten muss und nicht weiterempfehlen kann.
Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Buttkewitz
Kategorie: Sonstiges
Jahr: 2015
ISBN: 978-3-7751-5278-5
Seiten: 160
€ Preis: 14,95 Euro