Das Israel Gottes (Neuauflage)
Autor: Ronald Senk
Auf Deutsch gibt es bisher leider nur sehr wenig Literatur aus nicht-dispensationalistischer Sicht über Israel, die Frage nach dessen Wiederherstellung sowie danach, welcher Natur das Volk Gottes im Neuen Bund ist. Daher ist es erfreulich, dass dieses Buch, das vorher nur 157 Seiten umfasste, nun stark erweitert wie auch vom Konzept her verbessert neu aufgelegt wurde. (Das intensive Lektorat des Werkes wurde von Joachim Schmitsdorf vorgenommen.) So wurden zum Beispiel Texte, die die Grundlagen der Bibelauslegung (Hermeneutik) behandeln und vorher teils im Anhang standen, als Teil I an den Anfang gestellt, da der hermeneutische Ansatz besonders für das Thema dieses Buches von entscheidender Bedeutung ist. Der Verfasser behandelt in Teil I zuerst Grundsatzthesen zur Hermeneutik und Exegese, unter anderem zur Inspiration, Einheit und Klarheit der Schrift. Daneben geht er auch darauf ein, wie der Heilige Geist heute wirkt, nämlich durch das Wort der Bibel, und zwar durch dieses allein. (Hier bietet der Autor gewissermaßen eine Kurzfassung seines umfangreichen Buches Das Schwert des Geistes.) Im zweiten Kapitel wird das Verhältnis von Altem und Neuem Testament beleuchtet; im dritten Kapitel bezieht Senk erneut klare reformatorische Positionen, indem er auf die besondere Bedeutung hinweist, die die Erwählungslehre auch zur Themenstellung des Buches innehat. In Teil II wendet sich der Autor konkreten Fragen zu wie: Wer gehört im Neuen Testament zum Volk Gottes? Welcher Natur ist dieses Volk und was hat es mit dem Neuen Bund zu tun, der ursprünglich „dem Haus Israel und dem Haus Juda“ verheißen war? Ist das ethnische Israel immer noch Gottes (auserwähltes oder irdisches) Volk? Ist dem nationalen Israel kollektiv eine besondere Zukunft verheißen? Müssen wir mit einer geheimen Entrückung, einer darauf folgenden Wiederherstellung Israels und einem Tausendjährigen Reich rechnen? Diese Fragen sind keine Randthemen des Neuen Testaments, sondern betreffen auch zentrale Dinge wie Errettung und Schriftverständnis. Dass man mit einer biblisch begründeten Meinung hierzu auch bei Evangelikalen nicht immer auf Gegenliebe stoßen wird, macht der Autor im abschließenden Kapitel mit dem bezeichnenden Titel „Die Konsequenzen“ deutlich. Im Anhang werden noch verschiedene Fragen näher erläutert, die im Buch am Rande berührt wurden. Das Buch macht die Schwächen und Fehler der populären Lehre des Dispensationalismus deutlich. Dieses von John N. Darby eingeführte und von C.I. Scofield verbreitete Lehrgebäude, das radikal zwischen Israel und neutestamentlichem Gottesvolk trennt, wird bis heute (in teils abgewandelter Form) von Autoren wie L.S. Chafer, John Walvoord, D.L. Pentecost, Arnold Fruchtenbaum und vielen anderen verbreitet. Der Autor schreibt nicht nur aus einer bibeltreuen Grundeinstellung, sondern geht gründlich, systematisch und exegetisch an das Thema heran und diskutiert es ausgewogen anhand vieler Zitate auch andersdenkender Autoren. Maßgebend ist seine Überzeugung, dass allein die Heilige Schrift – ohne zusätzliche menschliche Gedankengebäude – klare Antworten auf die genannten Fragen geben kann. Gerade in diesem Punkt der Hermeneutik (des Schriftverständnisses und des Umgehens mit der Schrift) werden die Defizite des Dispensationalismus deutlich. Aus: Bekennende Kirche, Nr. 50, S. 40. Siehe http://bekennende-kirche.de
Die Rezension/Kritik stammt von: Joachim Schmitsdorf und Hans Werner Deppe
Kategorie: Biblische Lehre
Jahr: 2012
ISBN: 978-3928936019
Seiten: 287
€ Preis: 15,70 Euro