Buch-Rezension: Das Buch der Mitte - Wie wir wurden, was wir sind: Die Bibel als Herzstück der westlichen Kultur

Das Buch der Mitte

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„Die Bibel entwickelte die moderne Welt mit Wissenschaft und Bildung, weil sie uns die Vorstellung vermittelte, die der Schöpfer selbst davon hat. Dies hat dazu geführt, dass die moderne westliche Welt zu einer lesenden und denkenden Gesellschaft wurde.“ (S.20)

Diese Überzeugung hat Mangalwadi gewonnen, als er seine indische Kultur mit der westlichen verglichen hat. Dabei ist er auf frappierende Phänomene gestoßen: Wenn Menschen der Bibel glauben und nach ihren Kriterien handeln, hat dies für ihre gesamte Umgebung eine überaus positive Wirkung. Es können einzelne Menschen eine ganze Kultur prägen und so ist der Westen durch die Bibel geprägt worden.

Seine These entfaltet Mangalwadi in 20 Kapiteln, die alle mit vielen Quellenangaben belegt werden. In sieben Teilen ordnet er diese 20 Kapitel an und erzeugt so einen Spannungsbogen von der Seele über den Geist zu den Besonderheiten des Westens im Handeln: Ethik und Werte, Mitgefühl und Barmherzigkeit sowie (wahre) Freiheit. Dabei übersieht er nicht die negativen Einflüsse und schließt deshalb sein Buch mit einer Zukunftsvision: Der Westen kann nur durch Rückkehr zur Bibel und ihren Werten wirklich Bestand haben.

Die Musik bezeichnet er als die „Seele der westlichen Zivilisation“ und zeigt, wie diese in der „westlichen DNA“ verankert wurde: Augustinus, Luther, Bach u.a. haben ihre Erfahrungen mit Gott und ihre Fundierung im Wort Gottes, der Bibel, in Liedern festgehalten und an ihre Mitmenschen – bis heute – weitergegeben. Er schließt dieses Kapitel mit der „Amputation der Seele“ (S.48) und macht an dem tragischen Selbstmord von Kurt Cobain deutlich, wohin die Abwendung von biblischen Werten führt.

Mangalwadis persönlicher Zugang zur Thematik ist der Zusammenhang von Kultur und Armut (am Beispiel seines Heimatlandes Indien): Christlicher Glaube zeigt sich im Umgang mit den Armen, in der Liebe zur ‚Wahrheit‘ und einem biblisch fundierten Selbstbewusstsein, das durch die Ebenbildlichkeit Gottes geprägt wird.

Deshalb ist der Mensch fähig zu sprechen und durch die Sprache zur Kreativität befähigt. Und „weil Sprache enthüllt und Zusammenhänge darlegt … kann ein Team von Ingenieuren und Wissenschaftlern Erkenntnisse so miteinander austauschen, dass sie eine Reise zum Mond planen können.“ (S. 86) So kommt er zu der Frage: „Kann es sein, dass wir zu Werturteilen fähig sind, weil dies wesentlich zu unserem Menschsein gehört und weil wir eben keine Tiere sind?“ (S. 89)

Dann geht er der Frage nach, weshalb der „Westen solch einen gewaltigen Fortschritt erlebte“ (S. 97) im Gegensatz zu anderen Kulturen. Er macht die Ursache in der unterschiedlichen Sichtweise der Würde des Menschen aus. Nach der Bibel habe jeder Mensch „von Natur aus einen eigenen Wert und eine eigene Würde.“ (S.98) Er folgert dann, dass die „Verknüpfung von Erkenntnis Gottes (Theologie) und Erkenntnis des Menschen (Anthropologie)“ (S. 105) für das Verständnis der modernen westlichen Welt entscheidend ist.

Immer wieder kommt Mangalwadi auf die Prägung des Denkens durch die Bibel zurück. Er formuliert: „Der wissenschaftliche, technische, militärische und wirtschaftliche Erfolg des Westens ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass er zur denkenden Gesellschaft wurde … als die Bibel die Gedankenprozesse des Christentums formte.“ (S. 121) Weiter: „Darüber hinaus existieren moralische Tugenden, die für selbstverständlich gehalten werden, weil sie zur Kultur und zum religiösen Ethos gehören.“ (S. 138) „Die Christenheit erwies sich als Wegbereiter für neue Ideen in der Technik, weil die Bibel Gott als Schöpfer offenbarte und nicht als Träumer und Tänzer.“ (S. 147)

Die ‚Revolution des Jahrtausends‘ sieht Mangalwadi in der Veränderung des Heldentums. Er fragt: „Wie konnte ein besiegter Messias Rom besiegen?“ (S. 177). Dieses Kapitel ist ein typisches Beispiel für das Vorgehen Mangalwadis: Er untersucht die Wurzeln, geht bis in die Antike zurück und fragt dann präzise, was zu den beobachtbaren Veränderungen geführt hat. Wie schon bei Vernunft, Mitmenschlichkeit und Technik kommt er zu dem Ergebnis, dass dies durch den Einfluss der Bibel zustande gekommen sei. Er kommt zu dem Ergebnis: „Der gekreuzigte Messias verdrängte den klassischen und mittelalterlichen Heldenbegriff, und so genießt Selbsthingabe in unserer Zeit höheres Ansehen als Welteroberung oder ritterlicher Heldenmut.“ (S. 178)

Er zeigt das am Beispiel von Jan Hus, John Wycliff, Martin Luther u.a., die für die Wahrheit bereit waren, ihr Leben einzusetzen. Sie handelten aus der Überzeugung heraus, dass jeder die Bibel in seiner Muttersprache besitzen müsse, damit er sie lesen und dadurch in seinem Denken und Handeln geprägt werden könne. Diese ‚Ketzer‘ waren der Überzeugung, dass nicht der Kirche, sondern dem lebendigen Wort Gottes alleine die letzte Autorität zukomme.

Durch die Reformatoren sieht Mangalwadi auch die ‚intellektuelle Revolution‘ ausgelöst. Indem diese dafür sorgten, dass jeder die Bibel lesen, sich so Wissen aneignen und mit der Bibel auch urteilsfähig werden konnte, wurde durch sie ein Demokratisierungsprozess angestoßen. Männer wie Luther waren es, die für eine allgemeine Schulbildung sorgten. Der Wissenserwerb wurde nicht nur gefördert, sondern auch das Forschen und durch die Einrichtung von Universitäten institutionalisiert. Damit einher ging die Wertschätzung der Literatur: „Die Bibel war für Schriftsteller deshalb eine einzigartige Autorität, da sie eine Weltsicht und Lebensentwürfe bietet und dabei beansprucht, wahr zu sein. Dieser Anspruch fordert, dass sich unsere Literatur und unsere Kultur mit Gottes geoffenbartem Willen auseinandersetzen und ihm entsprechen müssen.“ (S. 259)

Männer wie Francis Bacon oder Galileo Galilei beflügelten die Forschung, weil sie eine Verbindung zwischen den „beiden Büchern Gottes“ (S. 334) sahen: der Bibel und der Natur. Und sie sahen ihren Auftrag darin, beide zu erforschen und die Verbindungen zu sehen – und dem Schöpfer zu danken für jede Erkenntnis.

Bei aller Wertschätzung von Wissenschaft und Forschung, Sprache und Literatur sieht Mangalwadi das Fortkommen des Westens vornehmlich jedoch durch die christlichen Werte verstärkt: das Handeln jedes Christen muss durch die Bibel geprägt sein. So kann man bis heute feststellen, dass die Korruption in den Ländern am geringsten ist, in denen der christliche Glaube und die christlichen Werte vertreten werden.

Zu diesen Werten zählt er ebenfalls die Bedeutung der Familie, Mitgefühl und Barmherzigkeit, gesunde Wege zu Reichtum und Freiheit. Er sagt: „Mir selbst war bis dahin nicht in dieser Deutlichkeit bewusst gewesen, wie sehr Moral und Freiheit miteinander verknüpft sind. … Werte ohne Freiheit bedeutet Sklaverei. Freiheit ohne Werte ist zerstörerisch.“ (S. 380f) „Es ist unmöglich, ein Volk, das die Bibel liest, seelisch oder gesellschaftlich zu versklaven.“ (Horace Greeley, zit. S. 461)

Jedem, der noch Zweifel hat an der Bedeutung der Bibel für unser Leben, heute und hier sowie nach dem Tod, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Es legt ausführlich dar, wie alle Bereiche unseres Denkens und Handelns – durch die Bibel beeinflusst – zum Nutzen und Segen für ein ganzes Volk werden. Dies gilt nicht nur für die Reformatoren, es hat auch heute dieselbe Konsequenz.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Jürgen Thielmann
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Fontis - Brunnen Basel
  Jahr: 2016
  ISBN: 978-3-03848-004-4
  Seiten: 608
 €    Preis: 21,99 Euro

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