Heute stelle ich euch ein Buch vor, dass bereits 1989 das erste Mal (in Deutschland) erschienen, und absolut wert ist, mehrmals gelesen zu werden.
Thema und Inhalt
Es geht um Harold St. John. Er scheint sich bei allen von mir gelesenen Biographien besonders hervorzuheben. Die Lebensgeschichte dieses Originals ist thematisch gegliedert. Das sieht dann so aus: das Kind, der Evangelist, der Liebende, Vater von fünf Kindern, der Mann der Gemeinde, der Bibelstudent, der Prediger usw. Jedes der 14 Kapitel beschränkt sich somit auf ein bestimmtes Gebiet im Leben von St. John.
Mehr als zwanzig Jahre arbeitete er bei einer Bank. Und alleine diese Tatsache sagt eine Menge über ihn und sein Leben aus. Ein Leben gefüllt mit Selbstdisziplin und Einsatz für den Herrn.
Ich habe niemals gesehen, dass Harold durch die Straßen oder durchs Leben geschlendert wäre. Er sah immer aus, als wäre er von einer Aufgabe getrieben. S. 18
Er war immer in Bewegung, arbeitete für zwei und hinterließ immer den Eindruck, dass er begriffen hatte, das die Aufträge unseres himmlischen Königs eile erfordern. S. 20
Zumindest in seiner Anfangszeit kämpfte er mit enormen Schwierigkeiten bei der Predigtvorbereitung. Ganz im Gegensatz zu seinen privaten Bibelstudien die Tausende lose Blätter füllten. Für leichtfertiges Reden von der Kanzel und unausgegorene Gedanken war er nicht zu haben. Seine Predigten waren immer gekennzeichnet vom Umgang mit dem Herrn und sorgfältiger Vorbereitung.
Harold St. John hatte ein großes Herz für junge Menschen und es war im ein großes Anliegen, die Jugend zur völligen Hingabe zu motivieren. Viele kamen zu ihm um Rat und Hilfe zu einem Problem oder einer Frage zu erhalten. Aber seine Antworten wurden nicht immer so einfach beantwortet. Er vermied es bei Streit oder Zwist schnell Partei für eine Gruppe einzunehmen. Um nur ein Beispiel für seinen hervorragenden Umgang zu nennen:
Mr. St. John, sind sie der Meinung, dass ein junger Christ tanzen gehen darf?“ Ich antwortete: „Erst einmal bin ich ganz froh, dass du junger Christgesagt hast. Ein alter Christ wird gar kein Verlangen nach Tanzen haben, weil seine Knochen zu steif sind. Aber du hast mir eine sehr schwere Frage gestellt, und es fällt mir schwer, darauf eine Antwort zu geben. Wenn du mich etwas Einfaches gefragt hättest, etwa die Bedeutung der Räder oder der Flügel der Seraphim bei Hesekiel, so hätte ich dir sofort antworten können, aber zu solch einer tiefgründigen Frage wie dieser habe ich leider keine Antwort.“ S. 108
In allen Kreisen und Altersgruppen wurde er als Mann Gottes geschätzt. Das lag sicher auch an seiner sehr demütigen Art über andere Menschen und Christen zu reden. Beim Besuch einer Familie und gemeinsamen Mittagessen fing eine der Töchter an, einen alten gottesfürchtigen Evangelisten zu kritisieren und zu verspotten. Nun begannen auch andere Familienmitglieder abwertende Bemerkungen über andere Gemeinschaften zu machen. Für viele Christen äußerst unüblich war die Reaktion Harolds. Er erhob sich ruhig und wandte sich an den Gastgeber:
„Es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich mich jetzt verabschiede?“ „Aber“, sagte sein Gastgeber voller Überraschung, „wir haben doch gerade erst mit dem Essen begonnen!“ „Nun“, antwortete Harold St. John, „ich habe es mir zur Regel gemacht, niemals Leuten Gesellschaft zu leisten, die von Gottes Dieners abwertend sprechen. Ich muss Sie bitten, mich entweder zu entschuldigen oder das Thema zu wechseln.“
Dieser Umgang mit anderen Christen beschämt mich persönlich. Ist es nicht gerade eine Neigung der „Bibeltreuen“, zu denen ich mich dazuzähle, die oft sehr heftig und abwertend über die „Neoevangelikalen“ schimpfen? Es scheint manchmal so, als hätten wir unsere helle Freude daran, wenn wir andere kritisieren können. Harold St. John ist hierbei ein alternatives, besseres Vorbild.
Dass bedeutet nicht, dass er sich für Zusammenschlüsse unter Konfessionen aller Couleur aussprach. Er fürchtete sich nicht, die katholische Kirche als eine „große Sekte“ zu bezeichnen (S. 145).
Patricia St. John hat das Buch voll mit Zitaten von ihrem Vater gespickt. Und ich würde am liebsten noch viel mehr Zitate vorstellen. Ich werde mich jetzt aber nur noch auf drei Zitate über Harold St. John beschränken.
„Der heiligste Mann, den ich je kennen gelernt habe, unabhängig vom Glaubensbekenntnis“, schrieb ein Mann der katholischen Kirche.
„Er verbreitete eine Atmosphäre des Friedens, die aus einer anderen Welt zu stammen schien, und die uns wirklich zum Segen wurde.“
„Ich halte Mr. St. John für einen der großartigsten Christen, denen ich je begegnet bin. Sein Gesicht war immer eine Erfrischung, denn er wandelte einfach mit Gott“. sagte eine alter Missionar der China-Inland-Mission. S. 175
Sprache, Stil und Cover
Ich bin überzeugt, dass auch Wenigleser bei dieser Biografie ihre Freude haben werden. In kurzen Absätzen und großer Schrift formatiert, kommt der Leser gut voran. Auf diese Weise stellt sich schnell ein Erfolgserlebnis ein.
Autor
Patricia St. John (1919-1993), die Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher und Tochter des bekannten Missionars Harold St. John, verbrachte ihre Kindheit in England und begann – nach einer einjährigen Zwischenstation in der Schweiz 1950 einen Dienst als Missionskrankenschwester in Marokko. Während dieses 27 Jahre währenden Dienstes unternahm sie auch Reisen in den Libanon, die Türkei, nach Ruanda und Äthiopien. 1977 kehrte sie nach England zurück, wo sie ältere Verwandte pflegte und von zu Hause aus Jugendlichen, allein stehenden Eltern und älteren Menschen dienste. Ihre Bücher, die ihr eigenes spannendes Leben und ihre vielen Reisen widerspiegeln, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. (Quelle: CLV)
Fazit
Es ist eine Freude diese originelle Lebensgeschichte zu lesen. Harold St. John ist heute für jeden jungen und auch älteren Christen eine Ermutigung und ein Ansporn, niemals in Selbstzufriedenheit zu verfallen und alles für den Herrn zu geben.