Biblische Lehre
Autor: John MacArthur, Richard Mayhue
Mit diesem Werk hat der EBTC-Verlag eine gewichtige Alternative zu bisherigen Dogmatiken aus bibeltreuer Perspektive (z.B. Wayne Grudem: Biblische Dogmatik oder Charles C. Ryrie: Die Bibel verstehen) vorgelegt. Nach den üblichen Prolegomena fassen die Autoren die Lehre von der Schrift systematisch zusammen. Hierbei fällt positiv auf, dass sie sich eindeutig zur Autorität und Irrtumslosigkeit der Schrift bekennen. Auf die Kanonizität des AT und NT gehen sie kurz und bündig ein. Kapitel III handelt von der Lehre von Gott. Auf verschiedene Aspekte wie die Existenz Gottes, die Gottesnamen, die Eigenschaften Gottes, die Trinität oder die Theodizeefrage gehen die Herausgeber detailliert und bereichernd ein. In der sich anschließenden Christologie wird Christus vor seiner Menschwerdung, als menschgewordener Christus und als verherrlichter Christus vorgestellt. Diese Unterkapitel enthalten viele hilfreiche tabellarische Auflistungen wie z.B. über die messianischen Weissagungen des AT, die Namen und Titel Jesu, die Wunder oder über das chronologische Kreuzigungsgeschehen. Hier wird der Leser eine Fülle von Material finden, das zum Loben und Anbeten unseres geliebten Herrn führen wird. In Kapitel V wird mit dem Heiligen Geist die dritte Person der Dreieinigkeit vorgestellt. Hierbei wird u.a. das Werk des Heiligen Geistes bei der Errettung, Heiligung sowie beim Dienst beleuchtet. MacArthur und Mayhue vertreten hierbei eine cessationistische Perspektive (Aufhören der sog. offenbarenden und bestätigenden Gaben), die sie meines Erachtens nicht ausführlich genug darlegen. Kapitel VI enthält wertvolle Einsichten u.a. zur Erschaffung und Gottebenbildlichkeit des Menschen, zur Frage der Erbsünde sowie zu den Folgen des Sündenfalls. Auch zu einzelnen Fragen wie nach der „Sünde zum Tod“ (1Joh 5,16) wird Stellung bezogen. Ausführlich wird in Kapitel VII auf den Plan, die Verwirklichung und die Zueignung der Errettung eingegangen. Die calvinistische Grundausrichtung der Herausgeber wird hierbei sehr deutlich. Das Konzept der Erwählung wird ausführlich vorgestellt und begründet. Ausführlich wird sich mit verschiedenen Einzelfragen (z.B. der Frage, ob proginōsko lediglich ein Vorherwissen oder eine vertraute persönliche Beziehung meint) und Bibelstellen auseinandergesetzt. Die Herausgeber bekennen sich hier deutlich zu dem Ratschluss der Verwerfung – viele Leser werden hier nicht folgen können oder zumindest Anfragen haben. MacArthur und Mayhue stellen sich dann auch der Frage, ob Christus für „alle“ im Sinne der Erwählten oder der gesamten Menschheit („die Welt“) gestorben ist. Auch wenn der Rezensent die Überzeugung der Herausgeber in der vorgetragenen Weise nicht teilt (sie vertreten die erstgenannte Ansicht), muss doch konstatiert werden, dass MacArthur und Mayhue ausführlich ihren Standpunkt begründen. Weniger diskutabel ist Kapitel VIII mit der Behandlung der Engel, der Dämonen sowie Satan und dem Engel des Herrn. In Kapitel IX wird die biblische Lehre von der Gemeinde dargestellt. MacArthur und Mayhue verdeutlichen ihren Standpunkt einer Glaubenstaufe und positionieren sich zum Herrenmahl als Gedächtnismahl. Neben weiteren Aspekten wie der geistlichen Autorität und der Gemeindezucht kommen sie auch auf die Geistesgaben zu sprechen. Hierbei vertreten die Herausgeber den Standpunkt des Cessationismus (zeitlich beschränkte Natur der Wundergaben). Kapitel X schließt mit dem Ausblick in die Zukunft und Fragen der Eschatologie. Die Herausgeber begründen hierbei ihre futuristische Sicht, wonach biblische Prophetien wie Dan 9,24ff., Mt 24-25, 2Thess 2 oder Off 6-20 erst in der Zukunft erfüllt werden. Ebenso vertreten sie den Standpunkt des Prämillenialismus (geschichtliches tausendjähriges Reich auf der Erde nach dem Kommen Jesu) und in der Entrückungsfrage die Entrückung vor der Trübsalszeit (sog. Prätribulationismus). Ein Glossar, eine Bibliographie sowie ein hilfreicher Stichwort- und Bibelstellenindex schließen das umfangreiche Werk ab. Insgesamt ist das Werk von MacArthur und Mayhue zu empfehlen. Auch wenn sich einige Leser an einzelnen Standpunkten stoßen werden, werden sie die Bibeltreue und die biblisch begründete Argumentation zu schätzen wissen. An manchen Stellen hätte sich der Rezensent etwas mehr Weisheit und Milde statt Schärfe gewünscht, denn es bleibt zu vermuten, dass die weniger klaren Streitfragen wieder einmal mehr die Christenheit beschäftigen als die klaren christuserhebenden Lehren, die in diesem Buch oft genug vorkommen. Mehr denn je brauchen wir in verschiedenen Fragen Mut zur Ausgewogenheit, eine liebevolle Streitkultur und die Sanft und Demut unseres Herrn und Heilands – bald werden wir ihn sehen, wie er ist (1Joh 3,2).
Die Rezension/Kritik stammt von: Thimo Schnittjer
Kategorie: Biblische Lehre
Jahr: 2020
ISBN: 978-3-947196-50-0
Seiten: 1360
€ Preis: 49,90 Euro