Buch-Rezension: Beten wirkt Wunder - Erfahrungen einer hauptberuflichen Beterin

Beten wirkt Wunder

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Helga Anton ist von Beruf "Beterin" und arbeitet als solche in einer Itzehoer Kirchengemeinde. Das vorliegende Buch, das in der neuen Reihe "brunnen powerline" erschien, berichtet von ihren Erfahrungen im Zusammenhang mit diesem Gebetsdienst.

Was Helga Anton mit ihren Berichten auf rund 130 Seiten an Verwirrung stiftet, kann der Verlag mit einem zweiseitigen Nachwort nicht mehr klarstellen. Dabei nennt der Verlag auch den positiven Aspekt des Buches: "Lassen wir uns von Helga Antons Erfahrungen ermutigen, viel mehr und viel erwartungsvoller zu beten! Gott vorbehaltlos zu vertrauen macht das Leben reich und lebenswert" (137). An dieser Stelle darf der an Gottes Wort geschulte Leser zustimmen und sich aufrütteln lassen, denn das vertrauensvolle Gebet für Kranke und Belastete kommt wahrlich in vielen Gemeinde zu kurz.

Ob es dem biblischen Weg entspricht, eine hauptamtliche Beterin anzustellen und ein Inserat in der Zeitung aufzugeben: "Gebet für Kranke und Hilfesuchende - täglich um 18.00 Uhr in der Kirche" ist allerdings zu bezweifeln. Eigentlich müsste das Buch "Gott wirkt Wunder" und nicht "Gebet wirkt Wunder" heißen, meint der Verlag. Warum heißt es dann nicht so? Wahrscheinlich, weil trotz gegenteiliger Beteuerungen Helga Anton eben genau diese Botschaft vermittelt: "Gebet wirkt Wunder" und besonders das Gebet einer so begnadeten Beterin, wie sie selbst es ist, die Gottes Signale über ihre pochende Halsschlagader und Worte der Erkenntnis über Krankheiten und Situationen empfängt.

Die meisten Passagen der ersten 40 Seiten des Buches spiegeln noch ein einigermaßen ausgewogenes Verständnis von Gottes Wirken wieder. Das Buch wolle kein "theologisches Lehrbuch" sein, meint der Verlag. Warum darf Helga Anton dann seitenlang nicht nur ihre Erfahrungen schildern, sondern uns auch ihre abstrusen Vorstellungen über die Ursachen von Krankheiten und ihre Heilung lehren? Einige Beispiele: Brauchen wir medizinisches Wissen, um Gott in unseren Gebeten zu sagen, dass er z.B. einen Tumor abkapseln soll, damit er heilt? Ist ein solches Gebet wirksamer? Ist das Gottes "Lektion zum Thema Gehorsam", dass er jemand von einer Allergie heilt, dann aber weil die Person nicht bald im Gottesdienst von ihrer Heilung berichten will, die Krankheit erneut ausbrechen lässt und erst wieder heilt, nachdem das Zeugnis abgelegt wird (46-47)? Stimmt es wirklich, dass die Schuld eines Verstorbenen aus dem 3. Reich einen Bauernhof so "belastet", dass dieser erst freigebetet werden muss, damit Gott den Erben helfen kann (49-51) oder dass eine neu bezogene Wohnung "Zimmer für Zimmer" von den Einflüssen der früheren Bewohner freigebetet werden soll (59-60)?

Helga Anton vermittelt immer wieder, dass es notwendig sei, über verborgenes Wissen aus der Vergangenheit eines Erkrankten zu verfügen, bevor der geheilt werden kann, sei es nun der Wassermangel im Kleinkindalter (72f) oder der Selbstmord eines Menschen auf dem Dachboden des eigenen Hauses (81f). Solche Dinge werden mit rätselhaften Bildern und plötzlichen Eingebungen aufgedeckt, dann erst wird ein Gebet erhört.

Es mischen sich Theorien aus der Tiefenpsychologie und sogar aus dem Spiritismus zwischen biblische Lehre, ähnlich wie man es in den Lehren von der "Inneren Heilung" vorfindet. Mit diesen Anmerkungen wird nicht bestritten, dass auch vieles Richtige im Buch zu lesen ist. So wird die Notwendigkeit der Umkehr zu Jesus immer wieder betont und die Errettung deutlich über eine Krankenheilung gestellt. Was nützt das aber bei einer derartigen Verwirrung?

Die vorliegende Vermengung von Wahrheit und Lüge sollte besser nicht den Weg in unsere Gemeinden finden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 1999
  ISBN: 3-7655-3623-7
  Seiten: 138
 €    Preis: 8,95 Euro