Auf der Suche nach der Urbibel
Autor: Alexander Schick, Uwe Gleßmer
Der Buchtitel sagt präzise aus, worin es in diesem Buch von Schick und Glessmer geht. Alexander Schick ist Publizist und Leiter der größten wandernden Qumran- und Bibelausstellung Europas. Dr. theol. habil. Uwe Glessmer ist Privatdozent für Altes Testament und lehrt an der Universität Hamburg. Er ist an der wissenschaftlichen Herausgabe der Qumrantexte beteiligt. Das Ziel dieses Buches ist es, den Leser zu einem kritischen Beobachter zu machen, "damit er selbst zu einer aussagekräftigen Beurteilung über die Bedeutung der Qumranrollen und des Phänomens ,Bibelcode´ kommen kann" (S. 8). Der amerikanische Journalist Michael Drosnin sorgte mit seinem weltweiten Bestseller "Der Bibel Code" für viel Aufsehen, da er behauptete, dass es geheime Nachrichten in der Bibel gebe. Eine weiteres Ziel des Buchs ist es, "umfassend zu informieren, wie der Bibeltext überliefert wurde" (S. 8). Dies ist unter anderem sehr wichtig, um zu verstehen, dass verschiedene Texte des Alten Testaments existieren, die leicht von einander abweichen. Diese Abweichungen werden ausführlich behandelt. Daran wird auch leicht ersichtlich, dass ein vermeintlicher Code durch die kleinste Abweichung von Texten bereits fällt. Michael Drosnin und andere Codesucher behaupten, "der ,Bibelcode´ wurde in der hebräischen Originalversion des Alten Testaments entdeckt, also in der ersten Niederschrift der Bibel" (S. 15). Drosnin behauptet weiter, "sämtliche heute in der Originalsprache vorhandenen Bibeln sind Buchstabe für Buchstabe identisch" (S. 15). Schick entlarvt die unqualifizierten Aussagen von Michael Drosnin, "dass er mit der ,Originalversion´ der Bibel in seinem Computer arbeiten würde, als völlig unwissenschaftlich und falsch," "denn diese erste Ausgabe der Bibel haben wir nicht!" (S. 73). Die Argumente von Michael Drosnin und anderen werden beleuchtet und - gut dokumentiert - widerlegt. So wird versuchsweise an einem Beispiel in dem Wal-Roman "Moby Dick" gezeigt, dass auch hier sogenannte "codierte Botschaften" zu finden wären. Die Vergleiche machen deutlich, dass quasi jeder beliebige Text für eine Codesuche genommen werden kann, und dass die Codes nichts mit einer göttlichen Inspiration zu tun haben. Das Buch ist mit seinen über 200 Fotos auch eine Augenweide. Die Grafiken vor allem zu den "Codewörtern" im Text, in denen erklärt wird, wie der "Bibelcode" "funktioniert," sind sehr hilfreich. Das Buch verfügt über viele Quellenangaben in den Fußnoten. Die Quellenangaben beinhalten auch viele Internet-Adressen. Am Schluss kommen die Fußnotenangaben wieder ins Lot, nachdem sie in Kapitel 9 teils um ein bis zwei Ziffern abwichen. "Auf der Suche nach der Urbibel (Die Schriftrollen vom Toten Meer, das Alte Testament und der geheime Bibelcode)" ist ein Buch, das seinem Anspruch gerecht wird, eine kritische Untersuchung zu sein. Fachbegriffe werden gut erklärt. Die Bilder, Grafiken und Zeichnungen geben dem Buch "Farbe" und sind sehr hilfreich. Schick und Glessmer gehen den Argumenten von den "Bibelcode"-Vertretern auf den Grund und dokumentieren die Gegenargumente klar und deutlich. Ein sehr empfehlenswertes Buch. Den Autoren gelingt es, eindrücklich darzustellen, dass niemand die "Urbibel" hat, dass aber die Bibel ein höchst zuverlässiges Dokument ist. Der günstige Preis dürfte eine Kaufentscheidung erleichtern.
Die Rezension/Kritik stammt von: Stephan Schenker
Kategorie: Sonstiges