Auf der Schwelle zum 3. Jahrtausend
Autor: Klaus R. Berger
"Wie können wir im 21. Jahrhundert leben?" Der Autor stellt sich die Frage im Vorwort und findet 200 Seiten später die Antwort; freilich nicht, ohne sie uns schon von Anfang an zu verraten: "Nur in Verbindung zu Gott, unserem Schöpfer, und zu Jesus Christus, unserem Erlöser" (S. 12). Das wissen wir schon? Ja. Aber Klaus Berger ist es in seinem Buch gelungen, den alten Glauben von neuem auszudeutschen - in bezug auf das 20. Jahrhundert. "Zehn Markierungen" nennt der Verfasser den ersten Teil des Buches, im dem er die aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen im Gesellschaftsleben, der Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion beschreibt. Sein Interesse ist durchaus anthropologisch motiviert, wofür er sich auch rechtfertigt. Kreatürlich, philosophisch und theologisch zu fragen sei darin immer eingeschlossen (S. 14). Stichworte aus diesem Buchteil: Jahrhundertkritik, Ethik, Religiosität, Bildungsnotstand, Turbokapitalismus, Multikulturalität. "Ent-Täuschungen" aus dem 20. Jahrhundert - der zweite große Abschnitt - rechnen nochmals mit den idealistischen und ideologischen Träumen des verstrichenen Säkulums ab. Nicht wenigen Lesern muss bei der Verabschiedung von ihren alten Träumen geholfen werden. Zu Recht spricht Berger von einem heilsamen Prozess. Stichworte dazu: "Nie wieder Krieg," Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus, Psychologismus, Gott ist unwichtig. "Läuterungen und Läuterungsprozesse" - dafür bleiben noch 29 Seiten. Sie sollen uns sagen, "wie wir im 21. Jahrhundert leben können." Leider geht Berger nicht viel über einen Bekehrungsaufruf hinaus. Er versucht den Lesern zu zeigen, dass die Summe des Bisherigen den Menschen eigentlich zurück zu Gott führen müsse. Bergers Buch hilft dem christlichen Leser, den Übergang in ein neues Jahrhundert zu bewältigen und eine neue persönliche Standortbestimmung in den gesellschaftlichen und religiösen Herausforderungen der Zeit zu vollziehen. Samuel Huntingtons Hauptthese von den im 21. Jahrhundert zu erwartenden religiös und kulturell motivierten Konflikten zwischen acht großen Kulturkreisen, wie sie vor allem seit dem "mittlerweile legendär gewordenen Artikel (NZZ, Jg. 222, Nr. 21 (26.01.2001), S. 45)" The Clash of Civilisations vom Sommer 1993 im Gespräch ist - diese Auffassung findet sich als eine der Haupt-Ideenquellen im Hintergrund (vgl. S. 12). Manchmal scheinen die Kriterien für die Themenauswahl und -Zusammenstellung nicht ersichtlich. Im Blick auf die Zukunft möchte man sich mehr und mehr mutige Worte wünschen - die Analyse des belesenen Schreibers hatte solche Erwartungen während des Lesens geweckt. Und: Ist das Buch - ich frage seines Endes wegen - vielleicht für den evangelistischen Einsatz bestimmt? Man erkennt es nicht deutlich. Trotzdem: Das Buch ist bedenkenswert - vor allem für denkende Christen, die eine Analyse ihrer Zeit aus christlicher Perspektive dankbar annehmen werden.
Die Rezension/Kritik stammt von: Steffen Denker
Kategorie: Sonstiges
Jahr: 2000
ISBN: 3-87857-295-6
Seiten: 240
€ Preis: 12,90 Euro