Buch-Rezension: Angriff auf die Rechtfertigung - Die Neue-Paulus-Perspektive auf dem Prüfstand

Angriff auf die Rechtfertigung

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Laut Spurgeon gibt es in der Theologie nichts Neues außer dem, was falsch ist. Ganz so neu ist die so genannte Neue Paulus-Perspektive (NPP) nicht. Den Begriff prägte James Dunn schon 1982. Die Lehre selbst aber geht noch weiter zurück, auf E.P. Sanders (1977) und Krister Stendahl (1963). Seitdem ist sie quasi zum akademischen Standard avanciert. Unter Evangelikalen hingegen wird sie erst seit einigen Jahren vor allem durch N.T. Wright zunehmend populär.

Westerholm hat die NPP bereits 2004 in Perspectives Old and New on Paul ausführlich untersucht. Sein Buch Angriff auf die Rechtfertigung beschränkt sich in sieben kurzen Kapiteln auf die Frage, wie „Rechtfertigung“ und verwandte Begriffe angesichts ihrer Neudefinierung durch die NPP biblisch richtig zu verstehen sind. Einige Kapitel des Buches erschienen ursprünglich als separate Aufsätze und wurden vom Autor für diese Zusammenstellung zum Teil leicht überarbeitet.

Westerholm widmet sich zuerst der „Gefahr, Paulus durch die moderne Brille zu sehen“ (so der Titel von Kapitel 1, das auf Stendahl eingeht). Anschließend untersucht er, was das rabbinische Judentum des ersten Jahrhunderts und Paulus unter „Gnade“ verstehen (Kapitel 2, hier setzt er sich mit Sanders auseinander). Kapitel 3 behandelt die Frage, ob der Mensch wirklich durch die Sünde völlig verdorben ist. Dazu zeichnet der Autor kurz die Lehre von Augustinus, Luther und Calvin nach und widerlegt den Vorwurf der NPP, sie hätten Paulus missverstanden. In Kapitel 4 prüft Westerholm das Verständnis N.T. Wrights über „Rechtfertigung“. Er zeigt, dass Wright den Worten des Alten Testamentes wie auch des Paulus eine fremde Bedeutung überstülpt. Kapitel 5 behandelt die Frage nach den guten Werken. Paulus scheint einmal zu verneinen und dann wieder zu bejahen, dass der Mensch sie tun könne. Westerholm geht auf die Position Dunns hierzu ein. Kapitel 6 erörtert die so genannte Rechtfertigungstheorie des amerikanischen Theologen Douglas Campbell. Westerholm, der sich sonst akademisch zurückhält, kommt nicht umhin, Campbells Lehre „eigentümlich“ zu nennen (man könnte auch „bizarr“ übersetzen). Kapitel 7, es ist mehr ein Resümee als ein eigenständiges Kapitel, fasst die Thesen der NPP und deren Widerlegung noch einmal kurz zusammen. Das Buch hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck: Es stellt die NPP kurz, aber differenziert dar und bewertet sie fair durch solide Auslegung biblischer Kernaussagen. Westerholm weist nach, dass die Reformatoren mit ihrem Verständnis der Rechtfertigungslehre Paulus richtig verstanden haben und ihn nicht durch eine gefärbte Brille sehen.

Dieses Buch ist sehr wichtig, da die NPP leider immer mehr Einfluss auf bibeltreue Kreise nimmt: N.T. Wright wurde und wird bereits von verschiedenen evangelikalen Einrichtungen als Referent eingeladen. Seine Bücher werden fleißig verlegt und verbreitet. Westerholms Buch ist nicht nur stark darin, das Falsche zu bekämpfen, sondern er präsentiert die gesunde biblische Lehre des Evangeliums, dass Gott den Sünder allein aus Glauben rechtfertigt, in wohltuender Weise.

Aus: Bekennende Kirche, Nr. 60, S. 48. Siehe http://bekennende-kirche.de

 Die Rezension/Kritik stammt von: Joachim Schmitsdorf
 Kategorie: Biblische Lehre

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2015
  ISBN: 978-3945716038
  Seiten: 126
 €    Preis: 9,90 Euro