Am Rande der gefrorenen Welt
Autor: Nicola Vollkommer
Die Nichte eines Bischofs der anglikanischen Kirche, Nicola Vollkommer, schreibt eine Biografie über ihren Onkel, John Sperry. Als Leser aus dem evangelikalen Lager geht man natürlich mit einer gewissen Skepsis (um nicht zu sagen mit geistlichem Hochmut) an das Lebensbild eines Bischofs der anglikanischen Kirche heran, unter dem Motto: „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?“ Man wird eines Besseren belehrt. Zum Ersten ist das Buch sehr spannend und authentisch geschrieben. Man merkt: Hier schreibt eigentlich John Sperry selbst über sein Leben und seine 19 Jahre währende Missionsarbeit unter den Inuit (Eskimos) in der eisigen, lebensfeindlichen Welt der Arktis. Viele Details, viele wörtliche Reden nehmen den Leser mit in die Arbeit eines Missionars jenseits von Komfort und Luxus. Man erfährt viel über die Kultur und den Lebensalltag der Menschen nördlich des Polarkreises, ohne dass es irgendwann langweilig wird. Man ist versucht, das Buch in einem Stück zu lesen, weil es so anschaulich und lebendig geschrieben ist. Dabei schimmert immer wieder Sperrys Liebe zu dem Volk der Inuit durch. Zum Zweiten wird das (zugegebenermaßen negative) Bild von der anglikanischen Kirche etwas korrigiert: Die Maßstäbe und Regeln der Bibelschule vor 50 Jahren, die Auswahl der Missionare und die Ziele der Missionsarbeit entsprechen durchaus den Maßstäben und Regeln der evangelikalen Bibelschulen damals. Es wird einem wieder bewusst, dass es auch in anderen Konfessionen wiedergeborene Gläubige gibt, deren erstes Ziel die Errettung der Menschen durch Jesus Christus ist. Insgesamt finden wir hier ein sehr lesenswertes Buch zu einem akzeptablen Preis vor.
Die Rezension/Kritik stammt von: Volker Seel
Kategorie: Sonstiges