Buch-Rezension: 2000 Jahre Kirchengeschichte

2000 Jahre Kirchengeschichte

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Das 909-Seiten umfangreiche Kompendium „2000 Jahre Kirchengeschichte“ von Armin Sierszyn ist an sich kein ganz neues Buch, da dieses Werk zuvor in vier Teilbänden während der Jahre 1995 bis 2000 im Hänssler Verlag erschien. Mit der Neuherausgabe durch den SCM R. Brockhaus Verlag liegt aber seit 2012 dieses Grundlagenwerk der Kirchengeschichte erstmals als Gesamtband vor.

Um es vorweg zu sagen: das Buch begeistert den Rezensenten vollauf. Sowohl Konzeption, Stil, dargereichtes Detailwissen sowie theologische Substanz überzeugen rundherum und stellen eine gelungene Konzeption zwischen akademischem Lehrbuch, geschichtlichem Lexikon und gelehrigem Fortbildungswerk für interessierte Laien dar. Sierszyn sollte von jedem, der sich ernsthaft mit Theologie und Kirchengeschichte auseinandersetzen will, gelesen und benutzt werden.

Der Autor ist Professor an der STH Basel und damit dem Bibelverständnis des Bibelbundes eng verbunden. Häufig wird deutlich, dass der Verfasser von der Irrtumslosigkeit und Unfehlbarkeit der Bibel als Wort Gottes ausgeht und der Entwicklung zur Bibelkritik ablehnend gegenübersteht (vgl. S. 62 f., 808). Dies erfreut den Leser, überrascht aber auch nicht, denn die verheerenden Wirkungen der Bibelkritik werden durch die Kirchengeschichte eindrücklich belegt.

Bereits auf den ersten Seiten des Buches fällt auf, dass der Autor kein trockenes theoretisches Lehrbuch geschrieben hat, sondern neben dem vollauf vorhandenen wissenschaftlichen Standard dem Werk den „Geist des Glaubens“ eingehaucht hat. Dies will heißen, dass er kirchengeschichtliche Entwicklungen und Positionen in einen größeren geistlichen Zusammenhang stellt und an die Bibel rückankoppelt.

Den heutigen Gemeinden sei unbedingt empfohlen, sich dem Kapitel über die frühe Kirche zu widmen. In den ersten 3 Jahrhunderten scheinen die zentralen Weichen für alle Entwicklungen in Theologie und Gemeindepraxis gelegt worden zu sein, an denen so mancher Zustand in der heutigen Christenheit abgeleitet werden kann. Interessant sind insbesondere die Passagen, in denen die von der frühen Kirche bekämpften gnostischen Sekten in einen direkten philosophischen Zusammenhang mit moderner Theologie und Bibelkritik gestellt werden (S. 62 f.). Und in der Tat: auffällige Parallelen sind unschwer zu erkennen. Somit darf sich der Leser immer wieder an den Prediger erinnert fühlen: „es gibt nichts Neues unter der Sonne.“

Sehr hilfreich ist der komplexe Fußnotenapparat, der weiterführende Literatur vermittelt. Auch das detaillierte Stichwortverzeichnis verhilft dem Buch zu einer guten Handhabung.

Erfrischend sind die wertenden Passagen, in denen der Autor ungeschminkt Fehlentwicklungen benennt. So z.B. wenn er – konträr zur der evangelikalen Bewegung in den USA – die kraftlosen europäischen Kirchen erwähnt: „Auch hier liegt ein wesentlicher Unterschied zu den deutschsprachigen Kirchtümern, die durch bewusste Diskriminierung der bekennenden Gruppen und Gemeinschaften ihre eigene Lauheit und Langeweile weiter zementieren.“ (S. 866).

Einzige Anregung für eine möglicherweise in einigen Jahren anstehende Neuauflage wäre, stärker auf die Entwicklung des Christentums in außerwestlichen Gebieten einzugehen, insbesondere Asien. Hierzu ist die Informationsbasis ausbaufähig.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Sebastian Merk
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2012
  ISBN: 978-3-417-26471-5
  Seiten: 909
 €    Preis: 49,95 Euro