Predigten zu Jesaja 29,13

Beten ist ein seltenes Werk

Beten ist ein seltenes Werk, das niemand tut außer den Christen. Und doch ist es in der Welt ganz allgemein im Gebrauch gewesen, besonders bei den Juden, wie Christus hier zeigt. Die beteten in ihren Schulen51 und an allen Ecken und auf den Straßen, wie es jetzt in Kirchen, Stiften und Klöstern geschieht. Da hält man sich Tag und Nacht damit auf, zu murmeln, zu schreien, zu singen und zu lesen. Man tut es, damit die ganze Welt damit erfüllt wird und es nicht an solchen Werken mangelt. Und doch ist alles auf einen Haufen gekehrt und nicht einen Heller wert! Denn Christus weist sie zurecht und verwirft all ihr Gebet, obwohl sie es mit großem Fleiß ausgeübt haben. Sie haben es aber allein getan, um von den Menschen gesehen zu werden und um Ruhm zu erjagen. Wie viel mehr ist dann aber das Gebet unserer Geistlichen zu verdammen, wenn sie nichts damit erreichen wollen, als ihren Bauch zu füllen? Keiner von ihnen würde auch nur ein Vaterunser sprechen, wenn es kein Geld einbrächte. Und wenn sie es auch ganz gut machten, so hätten sie doch nur einen Sack voller Worte gemurmelt – ganz ohne Herz, Verstand und Glauben, nicht anders als die Glocken und Orgeln.