Mit diesem Buch hat der 3-L-Verlag erneut ein liebevoll übersetztes und gestaltetes Buch aus vergangener Zeit der heutigen Leserschaft zugänglich gemacht. Es handelt sich um die persönliche Lebensschilderung des großen englischen Puritaners und Baptistenpredigers John Bunyan, der von 1628 bis 1688 nordwestlich von London und Cambridge in England lebte. Bunyan ist in die Kirchengeschichte nicht nur als unerschrockener Prediger des Evangeliums eingegangen – wofür er insgesamt ca. 12 Jahre inhaftiert war – sondern insbesondere auch als Schriftsteller großer literarischer Werke. Interessant zu bemerken ist, dass Bunyan weder gelernter Pastor oder Poet war: Als einfacher Kesselflicker verdiente er das Geld für seinen Lebensunterhalt.
Sein bekanntestes Buch ist die „Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“, welche aufgrund ihrer sprachlichen Schönheit als ein herausragendes literarisches Werk auch außerhalb erweckter Kreise anerkannt wird. Darüber hinaus wurde dieses Buch in evangelischen Bereichen als glaubensförderndes Buch überaus geschätzt. Für C.H. Spurgeon z.B. galten die Schriften von John Bunyan und insbesondere die Pilgerreise – wie sie abkürzend genannt wird – als eines der prägendsten Bücher nach der Heiligen Schrift. Bis in die heutigen Tage ist sie als eines der meist übersetzten Bücher und meist gedruckten Bücher weltweit verbreitet. Weniger bekannt in deutscher Sprache ist jedoch die Lebens- und Glaubensgeschichte von John Bunyan selbst. Insofern sei dem Verlag und der niederländischen Stiftung „Quellen der Reformation“ (welche die Veröffentlichung unterstützt hat) für die Publikation gedankt. Dem Buch sei eine weite Verbreitung gewünscht.
Interessant ist die Form des Buches: die Übersetzung hält sich an den Stil von John Bunyan, modernisiert die Sprache nur insoweit, als es für den Leser erforderlich ist. Dennoch bleibt der Hauch vergangener Jahrhunderte in Ausdrucksweise und Duktus erhalten. Niemand sollte sich aber deshalb abhalten lassen das Buch zu lesen – im Gegenteil. Denn Bunyan gewinnt durch seine schnörkellose und gerade Sprache. Das Buch erstaunt den Leser in seiner Schlichtheit, aber auch deutlichen theologischen Fundiertheit. Fast auf jeder Seite finden sich einzelne Verse der Heiligen Schrift, die teils das Erlebte erklären, teils den Erkenntnisgewinn in Bunyans Glaubensleben darlegen. Dadurch ist das Buch nicht rein biographisch zu verstehen, sondern vielmehr auch als – um es altertümlich ausdrücken – eine Erbauungsschrift, die den Glauben des Lesers fördern und vertiefen will. Eine solche Kombination findet man nur in wenigen biographischen Werken.
Somit wird auch deutlich, worum es Bunyan immer und immer geht: es geht ihm darum, die Gnade Gottes – erschienen in Jesus Christus – in den Fokus des Lesers zu rücken. So wird man als Betrachter seiner Schilderungen in die Nöte seines Seelenlebens, in die Auseinandersetzungen seiner Zeit und die Bewahrung durch Gottes Hand in seinem Leben mit hinein genommen. Immer wieder kann der Leser selber Ermutigung, Trost, Ansporn und Erkenntnis aus den Zeilen von Bunyan ziehen.
Denn Bunyan zeigt deutlich seine eigenen Glaubenszweifel auf, mit denen er auf seinem „Pilgerweg“ auf Erden konfrontiert wurde.
Frohmachend ist dann zu lesen, wie er durch das Wort Gottes Trost und Heilung fand.
„Überreiche Gnade für der Sünder Größesten – oder: Ein kurzer und zuverlässiger Bericht von dem überschwänglichen Erbarmen Gottes in Christus mit seinem geringen Knecht, John Bunyan.“
Mit diesen einleitenden Worten beginnt der bekannte Autor der „Pilgerreise“ seine dramatische Autobiographie, die sicher zu den außergewöhnlichsten literarischen Werken unter den Lebensberichten der Kirchengeschichte gehört.
Bunyan befindet sich im Gefängnis (der „Löwengrube“), als er diesen schonungslos ehrlichen Rechenschaftsbericht seiner Bekehrung und seiner Anfechtungen an seine geistlichen „Kinder“ schreibt, um sie „in Glaube und Heiligkeit aufzuerbauen“.
In seiner typischen, bibelgesättigten Sprache legt er Zeugnis von seinem Leben ab, um die Gnade Gottes zu rühmen und seine Leser mit heiligem Ernst zur Selbstprüfung aufzufordern.
Ab Seite 103 berichtet er von seiner Gefangennahme und schildert die verschiedenen Verhöre und Wortwechsel mit seinen Richtern, die sicher auch zu den besonders interessanten Dokumenten aus der Zeit der Puritaner gehören. Die Tiefgründigkeit, Gottesfurcht und Ernsthaftigkeit dieses Mannes – der wie „ein Pilger auf dem Weg zur ewigen Heimat“ gelebt und gelitten hat – entlarven, auf welch niedrigem Level wir geistlich leben.
Diese bewegende Biographie ist beschämend und ermutigend zugleich
„Von allen Versuchungen, denen ich je in meinem Leben begegnet bin, ist der Zweifel hinsichtlich des Seins und Wesens Gottes und hinsichtlich der Wahrheit des Evangeliums die schlimmste und die am schwersten zu ertragende. Wenn diese Versuchung kommt, so nimmt sie mir den Gurt meiner Lenden, und zieht mir den Boden unter den Füßen fort. Oh ich habe oft gedacht: „So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit“ und auch jenes andere: „Wenn die Grundfesten stürzen, was vermag der Gerechte?“
Manchmal, wenn ich nach begangener Sünde von der Hand Gottes herbe Züchtigung erwartete, so war das Allernächste, das mir von ihm zuteil wurde, das Offenbarwerden seiner Gnade. Manchmal, wenn ich getröstet worden bin, habe ich mich einen Toren gescholten, dass mir in Schwierigkeiten bange geworden ist. Und dann wiederum dachte ich, wenn ich niedergeschlagen war, wie unweise es von mir sei, derart dem Troste auszuweichen. (…) Über eine bestimmte Sache habe ich mich recht gewundert. Auch wenn Gott meine Seele mit noch so gesegneter Offenbarung seiner selbst besucht, haben mich dennoch hinterher solche Stunden überfallen, die meinen Geist dermaßen in Dunkelheit tauchten, dass ich auch nicht einen einzigen Augenblick begreifen konnte, was denn jener Gott und jener Trost seien, mit denen ich erquickt worden war.“
Dieses offene, herzliche und zeitgemäße Zeugnis ist bereits über 350 Jahre alt. Es stellt sich die Frage, wer der Mann war, der einem so aus dem Herzen sprechen kann, der so gut das formulieren kann, was einen Christen oftmals beschäftigt und niederdrückt. Tatsächlich wird man überrascht sein, einen einfachen Kesselflicker kennenzulernen, jedoch auch einen eifrigen, hingegeben und feurigen Christen, nämlich John Bunyan. Vielen ist sein Klassiker „die Pilgerreise“ bekannt. Für Charles H. Spurgeon wurde dieses Buch so wichtig, dass er dieses Buch als unsterbliche Allegorie bezeichnete und dazu sogar eine Interpretation verfasste. Trotz der Bedeutung seiner Werke, dürfte der Autor jedoch der Neuzeit weniger bekannt sein.
Im folgenden werde ich versuchen sein Leben mit Auszügen aus dieser Biographie zu schildern. Bunyan schrieb diese Biographie vor allem als Erbauungsschrift, für „diejenigen gewidmet, die Gott für würdig erachtet hat, um ihnen durch seinen Dienst am göttlichen Wort vom Glauben Zeugnis zu geben“. 1628 in Bristol geboren, darf er „trotz Niedrigkeit und geringer Achtbarkeit seiner Eltern“ eine Schule besuchen, um Lesen und Schreiben zu lernen. Sonst äußert sich J. Bunyan wenig über seine Kindheit und Jugend, außer dass er sich als einen verdorbenen Menschen erkennt. „Ich war (…) keiner Regung mehr fähig. Himmel und Hölle waren mir aus Augen und Sinn gekommen.“ Obwohl Bunyan also nichts von Gott hören will, geht Gott ihm nach und errettet ihn mehrmals vom Tode. „…als Soldat war ich mit anderen dazu bestimmt worden, zur Belagerung eines gewissen Platzes auszuziehen. Doch als ich gerade abmarschfertig war, wünschte ein anderer von der Kompanie meinen Posten einzunehmen (…) und als er (…) Wache stand, wurde er mit einer Musketenkugel durch den Kopf beschossen und starb.“
Bunyan führt lange ein wildes Leben, jedoch ändert sich mit seiner Heirat einiges. Seine Frau kommt aus einem christlichen Elternhaus und bringt einige geistliche Schriften mit in die Ehe. Dadurch fängt Bunyan an, sich langsam für das Christentum zu öffnen und beginnt damit die Versammlungen zu besuchen. Unter dem Wort der Predigt wird ihm sein sündiger Lebenswandel immer bewusster. Besonders schlimm ist er getroffen, als er von einer Nachbarin als der „gottloseste Bursche, von dem sie je in ihrem Leben gehört hatte“ bezeichnet wurde, der wohl „imstande sei, alle jungen Leute einer ganzen Stadt zu verderben“. Dies trifft ihn hart, und Zweifel kommen über ihn, ob denn für ihn überhaupt Gnade vorhanden ist. Trotz der Zweifel arbeitet Bunyan immer mehr an seinem Lebensstil und macht eine 180°-Wende durch. Er bekennt: „Meine Nachbarn waren erstaunt über meine gewaltige Bekehrung von äußerster Weltlichkeit zu so etwas wie einem moralischen Leben. Und es stimmte, sie durften es sehr wohl. Denn meine Bekehrung war so großartig wie die von einem Irrenhausinsassen zu einem verständigen Mann.“
Doch noch ist seine Bekehrung sehr fleischlich und aus eigener Kraft, getrieben von dem Zorn Gottes. Bunyan erkennt, dass er ein „angemalter Heuchler ist, der auf seine Frömmigkeit stolz ist“. Innerlich hat er große Furcht vor dem Gericht Gottes und fürchtet um eine plötzliche Strafe. Doch aus der Heuchelei wird immer mehr der Wille und ein großes Verlangen danach, Gott nachzufolgen. Doch Bunyan steht noch am Anfang seiner Nachfolge. Schon bald plagt ihn das Gewissen, ob er denn Glauben hätte. Dann wiederum fragt er sich, ob Gott ihn auch wirklich erretten möchte: „Ob ich (wohl) erwählt sei? Aber wie wäre es, wenn die Gnadenfrist jetzt vorüber und verstrichen wäre?“. Diese Gedanken quälen und beschäftigen ihn wochen- und monatelang. Diese Versuchungen wachsen in ihm zu einem immer größeren Feuer. Beim Forschen im Hebräerbrief tritt ihm der Versucher besonders nahe und flüstert ihm ein, er habe den Heiligen Geist gelästert und dadurch das Heil für immer verloren. Diese Anfechtung soll ihn für Jahre verfolgen. Und obwohl er immer wieder Gottes Gnade spürt, sieht er das mahnende Wort über Esau: „Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte“. Jetzt wird er von allen Seiten von Satan angegriffen. Bald schon quält ihn die Frage nach dem Sein Gottes: „Wie kannst du feststellen, dass Jesus unser Erlöser ist, obwohl die Türken Mohamed in ihren Schriften ebenso als Erlöser darlegen?“
Durch alle diese Kämpfe und Versuchungen merkt man beim Lesen auf eine schöne Art und Weise, wie Bunyan von Seite zu Seite im Glauben wächst und feststellen darf, dass jeder Kampf ihn weiser, reiner und abhängiger von der Gnade Gottes macht. Jeder Kampf macht ihn um eine Erfahrung mit Gott reicher. Ja, er darf auch aus dem anklagenden Vers über Esau Gottes Gerechtigkeit und Gnade kennenlernen. Irgendwann wird seinem Herzen bewusst: „Plötzlich ertönte in meinem Herzen folgende Stimme: Ich muss zu Jesus gehen!“ Er kann glauben, dass Gott ihn als der Sünder Größten annimmt.
Dies sind nur einige der Versuchungen, die Bunyan in seinem Leben widerfahren. Man kann immer wieder ganz deutliche Parallelen zur „Pilgerreise“ erkennen, in der Christian z.B. bis auf das Letzte gegen den Drachen kämpft. Ausführlich beschreibt Bunya, wie er als Prediger des Wortes Gottes gewachsen ist und gibt auch einen Einblick in einen Verhör der britischen Staatsgewalt. Da Bunyan sich nicht der anglikanischen Kirche beugen wollte, wurde er dreimal zu langen Haftstrafen verurteilt.
Dieses Buch war eine große Erweiterung für mein geistliches Leben und ist in einem sehr spannenden und lebendigen Stil verfasst. Das Lesen war eine große Ermutigung den Kampf gegen die Sünde und die Versuchung umso frischer aufzunehmen. Auch ermahnt Bunyan den Leser dringend sich vor Formalismus zu schützen und eine lebendige Beziehung zu Gott pflegen. Leben mit Gott kann man nur, wenn man ihm glaubt! Ich würde es jedem empfehlen, der selbst immer wieder von verschiedenen Zweifeln geplagt wird. Auch ist es gerade für unsere Zeit wichtig, zu erkennen, dass Gott uns dazu geschaffen und berufen hat, damit er durch unser Leben verherrlicht wird.