Buch-Rezension: John Wesley - Eine Biografie

John Wesley

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Mit diesem Buch liegt meines Wissens zum ersten Mal eine Biographie über John Wesley in deutscher Sprache vor, die bei aller Achtung seines Eifers, seiner Hingabe und seiner außerordentlichen Disziplin und Schaffenskraft auch die Schwächen seiner Persönlichkeit und die teilweise groben Irrtümer seiner Theologie nicht verschweigt.

Vielleicht wird mancher Leser sogar den Eindruck bekommen, dass Wesley in dieser Biographie zu kritisch dargestellt wird, wenn es um seine fragwürdigen Frauenbeziehungen, seine katastrophale Ehe, seine Lehre von der „Vollkommenheit“ und seinen autoritären Führungsstil usw. geht. Doch alle, die sich für die Geschichte der Erweckungsbewegung interessieren, werden für die sachlich-faire Darstellung der vielschichtigen Persönlichkeit Wesleys dankbar sein, dessen Leben einerseits deutlich macht, wie Gott durch einen Menschen Tausende segnen kann, aber andererseits der gleiche Mann das beste Beispiel dafür ist, das es auf Erden eben keine „Vollkommenheit“ gibt und die Schätze Gottes oft in sehr „irdischen Gefäßen“ getragen werden.

Diese Arbeit ist eine sehr interessante Ergänzung zu Benedikt Peters hervorragender Biographie über George Whitefield – des Freundes und zeitweisen Mitarbeiters Wesleys. B. Peters kommt in seinem Buch zu einem etwas gnädigeren Urteil über Wesley und stellt das Leben dieser beiden Erweckungsprediger weniger unter psychologischen als unter geistlichen Gesichtspunkten dar.

Sehr interessant ist die Schilderung der Phänomene, die teilweise Wesleys Predigt begleiteten und starke Ähnlichkeiten mit dem „Toronto-Segen“ haben. Sie wurden von Wesley vorwiegend als göttliche Bestätigung seiner Verkündigung gesehen und damit wurde auch der Boden für die spätere Heiligungs- und Pfingstbewegung im 19. und 20. Jahrhundert vorbereitet.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Wolfgang Bühne
 Kategorie: Biografien, Lebensbilder

  Verlag: Edition Ruprecht
  Jahr: 2003
  ISBN: 978-3767570672
  Seiten: 256
 €    Preis: 16,90 Euro
Buch-Rezension: John Wesley - Der Prediger und die »Große Erweckung« in England

John Wesley

Autor:

Wenige Menschen haben einen solchen Einsatz zur Verbreitung des Evangeliums an den Tag gelegt wie John Wesley. Man geht davon aus, dass der Erweckungsprediger zwischen 40.000 und 50.000 Predigten gehalten hat. Auch durch seinen Einfluss wurde Großbritannien nachhaltig verändert. Seine Schaffenskraft und seine Disziplin, gerade auch was sein Streben nach praktischer Heiligung angeht, sprechen viele Christen auch heute noch an.

Pollock untergliedert seine Biografie in drei Teile. Im ersten Teil beschreibt er den Weg Wesleys zum Heil. Hierbei fällt auf, dass der Autor diesen Weg bis zum Zerbruch seines Lebens mit dem Ziel sündloser Vollkommenheit beschreibt. Zwar betont Wesley auch später noch in den Auseinandersetzungen mit seinem Freund George Whitefield diesen fragwürdigen Perfektionismus. Allerdings gelangt er nach einer langen Zeit und innerlichen Kämpfen zu der Überzeugung, dass Gott die Erlösung durch Jesus Christus bewirkt hat und jedem Gläubigen im Moment der rettenden Glaubensannahme die Sünden weggenommen hat (Beginn des zweiten Teils). Besonders beeindruckt und beeinflusst wurde Wesley in dieser Zeit von einem jungen Herrnhuter namens Peter Böhler, der in seiner fröhlichen und befreienden Art das Evangelium der freien Gnade ruhig und ohne Scheu immer wieder den älteren Wesleys verkündigte. Interessant ist hierbei, dass Wesley dieses befreiende Evangelium einem zum Tode verurteilten Häftling verkündigte, der dann in völligem Frieden starb, während Wesley selber noch nicht so weit war.

Viele Stationen von Wesleys Leben werden danach beschrieben, wobei der Autor sich auf das Wesentliche konzentriert. Die neue Methode der Verkündigung in Freiversammlungen wird ebenso beschrieben wie die Konflikte der Brüder Wesley u.a. mit Whitefield und seinem calvinistischen Verständnis von der Rettung, aber auch mit Kritikern dieser neuen und erweckten Bewegung.

Unglücklich müssen Wesleys Erfahrungen im Liebesleben bewertet werden. Im Gegensatz zu seinem Bruder Charles, der eine glückliche Ehe führen durfte, wurde John Wesley mehrfach bitterlich enttäuscht. Einmal wurde er bewusst von einer Frau getäuscht, ein anderes Mal heiratete ein Mitarbeiter Hals über Kopf seine wohl echte Liebe und schließlich führte John Wesley eine sehr unglückliche Ehe mit Molly, von der er sich später trennte.

Das Buch ist kurzweilig geschrieben und stellt eine bedeutende Persönlichkeit der Kirchengeschichte mit ihren Schwächen und Niederlagen, aber auch mit ihren geistlichen Siegen, Früchten und Segnungen dar. Bei aller berechtigten Kritik an der Lehre der sündlosen Vollkommenheit spricht das disziplinierte Streben nach praktischer Heiligung an. Ebenso darf nicht vergessen werden, wie wichtig für Wesley und viele andere die Erkenntnis war, dass die Gewissheit der Sündenvergebung nicht am Ende eines disziplinierten Lebens, sondern zum Zeitpunkt der rettenden Glaubensannahme erfolgte.

Wer nach dieser Biografie Freude hat, sich weiter mit der Zeit der Großen Erweckung zu beschäftigen, dem sei die Biografie über George Whitefield von Benedikt Peters ebenfalls empfohlen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thimo Schnittjer
 Kategorie: Biografien, Lebensbilder

  Verlag: Christliche Literatur-Verbreitung (CLV)
  Jahr: 2023
  ISBN: 978-3-86699-677-9
  Seiten: 320
 €    Preis: 16,90 Euro