Biografie: Fritz Binde
Autor: Ernst Schultze-Binde
Wieder habe ich eine Biografie zu Ende gelesen. Demut und Wehmut beschleichen mich nach der Lektüre. Aber auch Mut und Entschlossenheit dem Herrn von ganzem Herzen zu dienen. Die meisten Biografien von Christen haben folgende Dreiteilung: Und um ehrlich zu sein, bin ich am Ende einer guten Biografie traurig. Der Tod der beschriebenen Person nimmt mich emotional stark mit. Am liebsten würde ich der Person noch einmal begegnen, ihr Fragen stellen, um noch viel von ihr zu lernen. Vielleicht wird es in der Ewigkeit dazu eine Gelegenheit geben. Andererseits denke ich bei den letzten Zeilen einer Biografie immer an eine Aussage im Hebräerbrief: „Schaut das Ende ihres Wandels an und ahmt ihrem Glauben nach“ (Hebr 13,7). Fritz Bindes Leben und Glaubensweg sind es wert, genauer angeschaut zu werden. Fritz Binde (1867-1921) wuchs in einer bürgerlichen Familie auf. Gott und Kirche waren immer wieder Thema in der Familie, jedoch nicht in ehrfurchtsvoller Weise. Der Pfarrer, die Kirche und nicht zuletzt Gott waren die Zielscheibe des beißenden Spottes des Vaters. Fritz Binde kann sich aber auch nicht erinnern, jemals einem wirklich gläubigen Christen in seinem Umfeld begegnet zu sein. Auf der Suche nach Vorbildern und Halt im Leben erlebte er schon in seiner Jugendzeit große Enttäuschungen. Er begab sich auf die Suche nach etwas „Großem, Guten und Erhabenem“. Gott sei Dank erfüllten sich die vorausschauenden Worte seines Lehrers: „[…] Fritz – ich weiß, du suchst den lieben Gott und du wirst ihn auch finden. Er selbst wird dich zu sich leiten.“ Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Maler wollte er werden, doch folgte er den Zwängen des Vaters und trat eine Ausbildung im väterlichen Geschäft an. Heimlich tauchte er in die Welt der Literatur ein, auf der Suche nach der Wahrheit. Mit 18 Jahren verlässt er das Haus seiner Eltern. Seine weitere Stationen sind z.B. die Mitgliedschaft im Freidenkerverein, in der Partei der Sozialdemokraten – bis er schließlich zum Anarchisten wird. Die Suche nach der Wahrheit sollte aber erst dann ein Ende gefunden haben, als er den Kampf gegen Gott aufgab. Das Büchlein von Georg Steinberger Der Weg dem Lamme nach war der letzte Anstoß, sich der ziehenden Liebe Gottes zu ergeben. Damit war das Entscheidende geschehen. Binde hatte eine Umwandlung an sich erlebt, gegenüber der die bisherigen Richtungs- und Systemänderungen eine Spielerei bedeuteten. Es war die Umwandlung vom Menschen der eigenen Kraft zum Menschen Gottes, zum Christen. Der lebendige Gott hatte den unermüdlichen Gottsucher gefunden, erkannt und zu seinem Eigentum gemacht. Was danach aus ihm werden sollte, lag nicht mehr in seiner Entscheidungsgewalt. Er fügte sich seinem Erlöser. Gott machte aus ihm einen gesalbten Prediger des Evangeliums. Aus diesem Lebensabschnitt konnte ich sehr viel von Fritz Binde lernen. Einige thematisch sortierte Zitate geben einen Einblick in Bindes Beziehung zu Gott und seinem Wirken für ihn und verdeutlichen den Wert dieser Biografie. Umgang mit Stolz Herr, lass mich nicht erdrückt werden von Menschen! Lass mich göttlich-königlich durchgehen in Freiheit! O Herr, Luft, Luft zum Atmen, Freiheit! Es ist eine Plage, wenn begabte Prediger durch den heuchlerischen Lob der Zuhörer zu stolzen Menschen werden. Binde klagte: „…denn die Menschen wollen einen überall vergöttern.“ Gott benutzte bei Binde Leiden und Krankheiten, um ihn vor Hochmut zu bewahren. Umgang mit Leid All seine Leidenswege sind nur Stufen zu ungeahnten Herrlichkeiten. Nichts demütigt mich mehr als seine große, große Treue. Fritz Binde war kein gesunder Mensch. Dies hat seinem Dienst nicht geschadet. Er wusste um Gottes Liebesabsichten in diesen dunklen Momenten. Binde als Autor Seine schriftlichen Veröffentlichungen waren stets das möglichst reife Ergebnis seines biblischen Denkens und vor allem seines inneren Erlebens. Bindes gedruckte Vorträge sind wie ein Gericht über alles oberflächliche Evangelisationswerk Unberufener. Fritz Binde fürchtete sich davor, „ein christlicher Berufsschriftsteller“ zu werden. In den Kapiteln Aus der Werkstatt des Evangelisten und Der Lehrer des Gläubigen erfährt der Leser wertvolle Informationen zu seinen Büchern. Einige sind erfreulicherweise in letzter Zeit neu aufgelegt worden. Ein Wort über Buße Ein wenig Ja-sagen zu einem Gotteswort, ein wenig Reue über Verschiedenes, was man nicht ganz recht gemacht hat, ein wenig Gemütsbewegung, dazu ein glücklich herausgepresstes Tränlein, und die ‚Buße‘ ist fertig und getan. Oder sogar noch billiger: Man hört eine vorgelesene Beicht- und Bußformel an und antwortet auf deren Schlussfrage, ob man seine Sünden bereue, mit einem einfachen Ja. […] Mit biblischer Buße hat diese religiöse Spielerei nichts zu tun. Binde begegnete vielen Menschen, die diese „religiöse Spielerei“ verdorben und verhärtet hat. Doch durch klare, herzliche und entschiedene Verkündigung bewirkte Gott in vielen Herzen wahre Buße. Dafür brannte sein Herz: „Buße ist nichts anderes als die Rückwirkung jeder im Herzen gewirkten Gotteserkenntnis.“ Auf gut 240 Seiten erkennt der Leser, wie Gott die Fäden im Leben von Fritz Binde zieht. Ein Porträt eines hingegebenen Mannes Gottes wird in diesem Buch gezeichnet, das nachahmenswert ist. Fritz Binde kannte seine Schwächen, der Autor verheimlicht sie auch nicht. Doch was er über Buße zu anderen sagte, das lebte er auch im Geheimen, in der Familie und in der Öffentlichkeit. Ich nehme mir seinen Glauben zum Vorbild (s. Hebr 13,7 nach der NGÜ)!
1. Kindheit und Jugendzeit bis zur Bekehrung,
2. Aktive Lebensphase im Wirken für Gott,
3. (Alter,) Tod und Heimgang.
Die Rezension/Kritik stammt von: NIMM UND LIES
Kategorie: Biografien, Lebensbilder